Symbole und Riten der Taufe

Chrisamöl auf der Stirn

Veröffentlicht am 01.08.2013 um 07:28 Uhr – Lesedauer: 
Etwas Chrisamöl steht auf einem Tablett bereit. Im Hintergrund steht ein Gefäß mit Krankenöl, gekennzeichnet durch die Abkürzung "O.I." für oleum infirmorum.
Bild: © KNA
Taufe

Bonn ‐ Die Taufkerze, das weiße Kleidchen, gesegnetes Wasser und kostbares Öl - all das sind wichtige Symbole dieses Sakraments. Katholisch.de gibt einen Überblick über die verschiedenen Riten und Gebräuche rund um die Taufe.

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Das geweihte Wasser

Wasser ist Ursprung allen Lebens. Es hat in allen Religionen und Kulturen auch eine Reinigungs- und Erneuerungskraft. Das Wasser der Taufe reinigt uns von den Fehlern der Vergangenheit und erneuert uns, damit wir als neue Menschen leben. Das ist für einen Erwachsenen, der mit Wasser übergossen wird, verständlicher als für ein Kind. Wovon soll denn das Kind gereinigt werden? Es hat doch noch nicht gesündigt? Wenn die Kirche des Mittelalters meinte, das Kind werde von der Erbsünde abgewaschen, so könnten wir das in unsere Sprache heute so übersetzen: Das Kind wird aus dem Schicksalszusammenhang herausgenommen. Alles, was es belastet, angefangen von den Erbfaktoren bis hin zur psychischen Familiensituation, die bedingt ist durch die Kindheitserfahrungen der Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, wird in der Taufe abgewaschen.

Indem wir das Wasser über das Kind schütten, können wir uns vorstellen, dass es nicht einfach Ergebnis des Stammbaums ist, sondern dass es ganz neu anfangen kann. Es ist eine geistige Geburt, die wir in der Taufe feiern. Das Kind ist nicht festgelegt durch die Vergangenheit, sondern offen für das Neue, das Gott in diesem Kind wirken möchte. Aber auch wir Erwachsene üben uns in der Taufe ein in einen neuen Umgang mit dem Kind. Wir wollen es nicht festlegen auf eine Existenz, die sich über Anerkennung und Erfolg definiert. Wir wollen in ihm das Geheimnis Gottes sehen.

Ein Taufbecken.
Bild: ©CA Oaks/Fotolia.com

Ein Taufbecken.

Die Salbung mit Katechumenenöl

Sie bringt zum Ausdruck, dass die heilende Kraft, die von Jesus Christus ausgeht, stärker ist als die Verletzungen, die das Kind in seinem Leben erfahren wird. Öl bedeutet immer Zärtlichkeit, Liebe, Achtsamkeit, liebevolle Berührung. Christus berührt uns liebevoll gerade dort, wo wir verwundet werden. Und seine Berührung kann unsere Wunden heilen, genauso wie damals, als Jesus die Kranken berührt und geheilt hat. In der Salbung mit Katechumenenöl soll aber auch deutlich werden, dass Christus heute durch uns heilen möchte. Wir sollen wie Salböl für das Kind sein und es mit unserer Liebe umgeben.

Die Salbung mit Chrisamöl

Chrisam ist das Öl der Königssalbung. In Israel wurden damit Könige, Priester und Propheten gesalbt zum Zeichen, dass Gottes Segen auf ihnen ruht und dass sie von Gott her eine neue Autorität bekommen haben. Durch die Salbung kommt zum Ausdruck, dass wir königliche, prophetische und priesterliche Menschen sind, dass auf uns der Segen Gottes ruht. Durch die Taufe sind wir königliche Menschen geworden, die selber leben, anstatt gelebt zu werden. Wir sind Menschen mit einer unantastbaren Würde. Und jeder Mensch ist einmalig – ein einzigartiges Wesen Gottes, das nur durch diesen Menschen in der Welt erklingen kann.

Die Taufkerze

Jeder Mensch ist ein Lichtblick für diese Welt. Das drückt der Taufritus dadurch aus, dass die Taufkerze an der Osterkerze entzündet wird. Die Taufe will unseren Blick dafür öffnen, dass mit jedem Kind ein Licht aufgeht in dieser Welt. Durch jeden Menschen möchte die Welt heller und wärmer werden. Es ist unsere tiefste Berufung, dass wir die Augen der Menschen um uns herum erleuchten und dass wir in ihre kalten Herzen etwas Wärme bringen. Die frühe Kirche hat die Taufe "photismos" genannt – Erleuchtung. Die Taufe zeigt also nicht nur, dass im Kind ein Licht für uns aufgeht, sondern dass das Kind selbst erleuchtet wird vom ewigen Licht Gottes.

Das weiße Taufkleid

Was ein Christ ist, das drückt die Taufe mit dem Anlegen des weißen Gewandes aus. Die frühen Christen legten sich nach der Taufe weiße Gewänder an. Sie verwirklichten, was Paulus im Galaterbrief schreibt: "Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt" (Gal 3,27). Paulus greift hier auf die Vorstellung vom himmlischen Gewand zurück, das für uns im Himmel bereitliegt.

Das Kreuzzeichen

Im Kreuzzeichen sagen wir dem Kind zu: "Es ist gut, dass es dich gibt. Alles an dir ist gut. Du bist ganz und gar angenommen und geliebt. Es gibt nichts in dir, was nicht von der Liebe Gottes berührt ist." Im Kreuzzeichen machen wir Gottes Zusage deutlich: "Ich werde mit dir sein, wohin du auch gehst. Ich bin bei dir. Ich gehe alle deine Wege mit, auch die Kreuzwege, die Irrwege und Umwege."

(mnu)

Buch zum Thema

Anselm Grün: Das Sakrament der Taufe, 16,90 Euro, Vier Türme Verlag, Münsterschwarzach.