Wege der Firmvorbereitung
Lange vor seiner Ausbildung zum Gemeindereferenten bereitete er als ehrenamtlicher Katechet junge Menschen auf die Firmung vor. Mittlerweile ist er 41 und blickt auf 23 Jahre Arbeit mit Jugendlichen zurück. Es wundere ihn nicht, dass Medien in letzter Zeit öfter über ein neu erwachtes Interesse an Religion berichten, meint er. Nicht nur das Interesse junger Menschen am Glauben sei gewachsen, sondern auch die Bereitschaft, ihn nach außen hin zu vertreten. Jugendliche fragen ihn oft, wie er selber seinen Glauben lebt.
Und meistens taucht bei dieser Frage noch der Nebensatz auf: "Du bist doch sonst ganz normal." Genau darum geht es Jens Ehebrecht-Zumsande bei der Firmvorbereitung: "Jugendliche müssen spüren und erleben, dass sich Glaube nicht nur über Kirchgang und Beten, sondern ganz erheblich übers Alltagsleben, seine Anforderungen und Fragen definiert. Jugendliche möchten Antworten auf Fragen, die sie beschäftigen."
Das Sozialpraktikum ist sehr beliebt
Die Ergebnisse der 15. Shell-Jugendstudie zeigen, dass relativ wenige Jugendliche eine enge Beziehung zu kirchlich-religiösen Glaubensvorgaben haben. Typisch für die heutige Jugend sei, dass sie zwar die Institution der Kirche grundsätzlich bejaht, gleichzeitig aber eine ausgeprägte Kirchenkritik äußert: 65 Prozent finden, die Kirche habe keine Antworten auf Fragen, die die Jugendlichen heute wirklich bewegen.
"Die Mädchen und Jungen kommen oft erst vor ihrer eigenen Firmung zum ersten Mal mit existenziellen Fragen in Berührung", sagt Jens Ehebrecht-Zumsande. Wichtige Themen sind unter anderen der Umgang mit der Schöpfung und die ungerechte Verteilung von Nahrungsmitteln, Arbeit und Gleichbehandlung in der Welt. Die oft im Rahmen von Firmvorbereitung vorgesehenen Sozialpraktika kommen deshalb bei Jugendlichen meistens gut an. "Sie brauchen Erfahrungs- und Erprobungsfelder, in denen sie die Bandbreite kirchlichen Handelns kennenlernen", erklärt der Referent für Katechese. Möglichkeiten gibt es zuhauf – von der Mithilfe bei der Aktion Sternsinger über Hausaufgabenbetreuung für Kinder von Flüchtlingen, Einkaufsdienste für ältere Menschen bis zur Mitarbeit bei der Tafel oder in der Kleiderkammer. "Darüber tauschen sich Mädchen und Jungen auch gern in Internetforen, etwa bei Facebook, aus und erhalten oft ein positives Feedback", weiß Jens Ehebrecht-Zumsande.
Besser kompakt als einmal pro Woche
Bei der Vorbereitung auf die Firmung gibt es verschiedene Modelle. "Regelmäßige Gruppentreffen über einen längeren Zeitraum sind oft nicht so günstig", sagt Jens Ehebrecht-Zumsande. "Da müssen Jugendliche immer wieder mal wegen schulischer Aktivitäten, wegen Sport- oder Musikunterricht oder anderer Freizeitinteressen absagen." Er empfiehlt Pfarrgemeinden deshalb, nach anderen Formen zu suchen. Günstiger als ein Firmkurs mit einem Abend pro Woche sind oft Wochenendkurse oder einwöchige Intensivkurse. Für Katecheten hat Jens Ehebrecht-Zumsande verschiedene Modelle entwickelt. Eines davon befasst sich intensiv mit den "Perlen des Glaubens" – einem ökumenischen Programm, das im Jahr 1996 vom schwedischen evangelisch-lutherischen Bischof Martin Lönnebo ins Leben gerufen wurde. "Die Perlen des Glaubens fanden zuerst in Skandinavien weite Verbreitung und wurden bis heute in Deutschland und weiteren Ländern für viele Menschen alltägliche Begleiterinnen", sagt der Referent für Katechese.
Die "Perlen des Glaubens"
Infos zu den "Perlen des Glaubens" mit Hinweisen zu Büchern, Veranstaltungen und zu den Perlenschnüren beziehungsweise Perlenarmbändern findet Ihr im Internet:18 Perlen und ihre Bedeutung
Bei den "Perlen des Glaubens" handelt es sich um 18 Perlen, die sich an einem Band aneinanderreihen. Sie bilden einen Kreis. Anfang und Ende ist die goldene Gottesperle. "Mit ihr beginnt und schließt die Meditation der Perlen des Glaubens", sagt Jens Ehebrecht-Zumsande. "Gott ist der Anfang und das Ende der ganzen Schöpfung und meines persönlichen Lebens. Bei Gott tauche ich ein in die Unendlichkeit."
Die Perlen haben unterschiedliche Formen, Farben und Größen. Jede von ihnen hat einen bestimmten Namen und eine besondere Bedeutung. Sechs längliche "Perlen der Stille" laden ein, innezuhalten, den Alltagsrhythmus bewusst zu unterbrechen und aufmerksam zu werden. Die Ich-Perle regt zum Nachdenken über Fragen an wie: Wer bin ich? Woher komme ich? Wo gehe ich hin? Die Tauf-Perle erinnert an das erste Sakrament des Lebens und an die Zusage Gottes: "Du bist mein geliebtes Kind". Die Wüsten-Perle steht für die Erfahrungen von Leere und Ausgebranntsein, die Perle der Gelassenheit für das Leben im Jetzt, fürs Loslassen und Vertrauen auf Gottes Hilfe. Die zwei Perlen der Liebe verweisen auf unser Gegenüber, auf unsere Beziehung zu geliebten Mitmenschen.
Jeden Tag eine kleine Auferstehung
In den drei Geheimnisperlen klingen die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe an. Sie helfen mir, mich von Gott aus den Menschen zuzuwenden, die meine Solidarität und meine Unterstützung benötigen. Die Perle der Nacht erinnert mich an die dunklen Zeiten in meinem Leben, aber auch daran, dass in der Mitte der Nacht der Anfang des neuen Tages liegt: Im Wandel liegt die Chance des Neuanfangs.
Die Perle der Auferstehung steht für die Hoffnung und das Leben in Fülle. Sie bildet sozusagen die Kehrseite aus dem Tod in das Leben. "Damit ist nicht nur die Auferstehung aus dem Tod in das ewige Leben gemeint", sagt Jens Ehebrecht-Zumsande. "Auferstehung kann sich jeden Tag neu in ganz kleinen Dingen ereignen: immer da, wo die Hoffnung gegen die Resignation siegt, wo Kraft und Lebendigkeit einen neuen Anfang ermöglichen. Dieser Verwandlungskraft zu vertrauen, setzt in mir neue Lebensmöglichkeiten frei."
Das perlt voll!
Bei der Arbeit in Pfarrgemeinden, in Seminaren und Fortbildungskursen entdeckten Jens Ehebrecht-Zumsande und sein Team zusammen mit unterschiedlichen Menschen und Gruppen die "Perlen des Glaubens". Dabei sammelten sie viele überraschende und spannende Erfahrungen. Und schließlich setzten sie dieses Konzept im Rahmen der Firmvorbereitung bei Jugendlichen um. „"Wir haben mit ihnen auf diese Weise den Glauben und das Leben zur Sprache gebracht, gedeutet und gefeiert", sagt der Referent für Katechese. "Als roter Faden in der Firmvorbereitung können die 'Perlen des Glaubens' helfen, den Glauben im wahrsten Sinne des Wortes be-greifbar zu machen und den eigenen spirituellen Weg zu finden und einzuüben." Dass Angebote wie diese bei jungen Menschen gut ankommen, zeigt die folgende Aussage einer Jugendlichen im Rahmen der Firmvorbereitung: "Das ist krass! Als ich die Ich-Perle in den Fingern hielt und hörte, dass Gott mich liebevoll ansieht, so wie ich bin – das ist echt ein ziemlicher Hammer! Also wenn das stimmt..., dass ich nichts Dolles machen muss und Gott mich trotzdem liebt... Wahnsinn! Dann kann ich nur sagen, das perlt voll!"