Die heilige Anna: Die Großmutter Jesu
Die heilige Anna ist die Mutter Marias und damit Großmutter Jesu. Viele Kirchen im In- und Ausland sind nach ihr benannt. Ihr Gedenktag – und der ihres Ehemannes Joachim – ist der 26. Juli.
Der Name Anna kommt aus dem Hebräischen und bedeutet "Jahwe hat sich erbarmt". Er steht für Liebe, Gnade, Anmut. Das Neue Testament berichtet nichts über Anna und ihren Mann Joachim. Namentlich erwähnt werden die Großeltern Jesu zum ersten Mal im so genannten Protoevangelium des Jakobus, einer apokryphen Schrift. Es erzählt folgende Legende: Anna und Joachim sehnen sich viele Jahre vergeblich nach einem Kind. Immer wieder bitten sie Gott darum. Nach langen Jahren endlosen Wartens erscheint Joachim in der Wüste ein Engel und verkündet ihm die Geburt einer Tochter. Auch seine Ehefrau Anna erlebt eine Engelerscheinung und die Verheißung eines von Gott auserwählten Kindes. Anna und Joachim sprechen über die gemeinsame Vision. Nach neun Monaten kommt ein Mädchen zur Welt. Die Eltern nennen es Maria.
Gedenktag: 26. Juli (Joachim und Anna)
Anna ist die Patronin von Florenz, Innsbruck, Neapel und der Bretagne; der Bistümer Opole (Oppeln) und Gliwice (Gleiwitz); der Mütter und der Ehe, der Hausfrauen, Hausangestellten, Ammen, Witwen, Armen, Arbeiterinnen, Bergleute, Weber, Schneider, Strumpfwirker, Spitzenklöppler, Knechte, Müller, Krämer, Schiffer, Seiler, Tischler, Drechsler, Goldschmiede; der Bergwerke; für eine glückliche Heirat, für Kindersegen und glückliche Geburt, für Reichtum und Wiederauffinden verlorener Sachen und Regen; gegen Gicht, Fieber, Kopf-, Brust- und Bauchschmerzen, Gewitter.Im Alter von drei Jahren bringen sie die Tochter zum Tempel in Jerusalem. An diesen Tag erinnert noch heute das Fest "Mariä Opferung" am 21. November. Auffällig sind Parallelen zu anderen biblischen Erzählungen, die von der Geburt eines für die Heilsgeschichte bedeutsamen Nachkommens berichten. Wie Abraham und Sara durften sich auch Anna und Joachim im hohen Alter über ein Kind freuen. Und wie Maria ein Engel erschien, um ihr die Geburt eines Sohnes zu verkünden, so erschien Anna und Joachim ebenfalls ein Engel mit der guten Nachricht über die baldige Geburt einer von Gott auserwählten Tochter.
Erste Anna-Kirche in Jerusalem
Anna und Joachim sollen in der Nähe des Bethesda-Teiches in Jerusalem gewohnt haben. Dort wurde im Jahr 1142 die St.-Anna-Kirche errichtet. Sie ist die älteste erhaltene Kreuzfahrerkirche. Als Sultan Saladin Jerusalem 50 Jahre später eroberte, machte er aus ihr eine Koranschule. Davon zeugt noch heute eine arabische Inschrift über dem Hauptportal. Erst im Jahr 1856 gelangte das Gebäude wieder in christlichen Besitz. Es war ein Geschenk des damaligen Sultans an Napoleon III. – als Dank für dessen Unterstützung beim Krimkrieg. Nach umfassenden Restaurierungsarbeiten übernahmen die "Weißen Väter", ein katholischer Orden, die St.-Anna-Kirche. Sie zählt zu den schönsten noch erhaltenen romanischen Kirchen in ganz Jerusalem.
Im Jahr 1481 ließ Papst Sixtus IV. den Gedenktag der Anna in den römischen Kalender aufnehmen. Und 1584 legte Papst Gregor XIII. ihren Festtag auf den 26. Juli. In dieser Zeit erreichte die Verehrung der Heiligen Anna ihren Höhepunkt. Ihr zu Ehren wurden Kirchen und Kapellen gebaut. Da Anna an einem Dienstag gestorben sein soll, wird an diesem Tag besonders an sie gedacht – vor allem an den neun Dienstagen vor Ostern. Im Rahmen des Annenkults entstanden zahlreiche Bruderschaften, die den Namen der Heiligen trugen. Sie bildeten sich aus Laienbewegungen. Die Mitglieder hielten eigene Andachten, veranstalteten Wallfahrten und Prozessionen.
Zahlreiche Legenden und Wundererzählungen, aber auch Bilder, stammen aus dieser Zeit, etwa die im deutsch-niederländischen Raum beliebten Darstellungen der Anna Selbdritt. Dieser Ausdruck bedeutet "zu dritt" oder "Teil einer Dreiergruppe". In der christlichen Ikonographie ist die Heilige Anna nämlich oft mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind dargestellt worden. Besonders bekannt ist ein Gemälde von Leonardo da Vinci aus dem 16. Jahrhundert. Die Darstellungen von Großmutter Anna, Mutter Maria und dem Jesuskind waren seit dem 16. Jahrhundert fester Bestandteil der Volksfrömmigkeit. Zuweilen wurde auch Emerentia, die Mutter Annas, mit aufs Bild genommen – als "Emerentia selbviert". Eine dieser seltenen Figurengruppen ist im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover zu bestaunen. Sie stammt aus dem Kloster Isenhagen.
Besondere Verehrung im rheinländischen Düren
Bekannt ist die Verehrung der Heiligen Anna besonders in Düren im Rheinland. Im Jahr 1501 hatte der Steinmetz Leonhard aus Kornelimünster, der in der Stiftskirche St. Stephan in Mainz arbeitete, die darin aufbewahrte Kopf-Reliquie – ein kreisrundes, handtellergroßes Stück einer menschlichen Hirnschale - entwendet, nach Düren gebracht und den dort ansässigen Franziskaner-Mönchen überlassen. Abgesandte aus Mainz versuchten daraufhin, die Reliquie wieder in ihren Besitz zu bringen. Der Erfolg war allerdings nicht von Dauer. Die Männer mussten sich dem Druck der Dürener Landfrauen im Gasthaus "Zum Goldenen Stör" fügen und die Reliquie wieder herausrücken. Es folgte ein Jahre langer Rechtsstreit zwischen Mainz und Düren.
Papst Julius II. entschied im März 1506, dass die Annareliquie in Düren bleiben sollte. Seit dieser Zeit kamen Jahr für Jahr Pilger in die Stadt. Im Laufe der Zeit entwickelten sich daraus ein Markt und später die Annakirmes – ein neuntägiges Volksfest, das Jahr für Jahr mehr als eine Million Besucher anzieht. Zeitgleich veranstaltet die Dürener Annakirche auch heute noch die Annaoktav. Pilger kommen von weither, um die Annareliquie zu sehen, die in Form einer Büste gezeigt wird. Anna ist Patronin der Mütter, Hausangestellten, aber auch einiger Handwerksberufe und der Bergleute. Daran erinnern Ortsbezeichnungen wie das sächsische Annaberg-Buchholz mit seiner imposanten Anna-Kirche.