"Lourdes"
Der Rummel und die Vermarktung beruhen auf den Marienerscheinungen der armen Müllerstochter Bernadette Soubirous vor gut 150 Jahren. Der von Arte und ZDF gemeinsam produzierte Film dreht sich um die auf den Rollstuhl angewiesene Christine (Sylvie Testud), die anfangs durchaus noch skeptisch ist und nicht so recht an Wunder glauben mag. Doch dann wird sie zum großen Star ihrer Gruppe der hoffnungsvoll nach Lourdes gereisten Kranken und Gebrechlichen. Denn unter den Augen eines von ihr heiß verehrten Malteser-Helfers (Bruno Todeschini) beginnt sie plötzlich zu laufen.
"Gott ist frei in seinen Entscheidungen"
"Eine grausame Erzählung, ein Tagtraum oder eine Nachtmär", sagte die österreichische Filmemacherin Jessica Hausner vor der Kinopremiere über ihr Werk. Darin lässt sie die Frage aufwerfen, warum der eine geheilt zu werden scheint und die anderen - genauer Millionen andere - weiter ungetröstet leiden müssen. Doch in "Lourdes" hat auch ein Kirchenmann darauf nur eine Antwort parat, die vielen platt erscheinen mag: Gott ist frei in seinen Entscheidungen.
Und so muss es schon bei Bernadette Soubirous aus dem Städtchen Lourdes am Fuße der Pyrenäen gewesen sein - ausgerechnet die Müllerstochter soll 1858 gleich mehrere Marienerscheinungen gehabt haben. Später war sie als Ordensschwester tätig, und nach ihrem Tod wurde sie ungewollter Auslöser dieses Pilger-Ansturms, dann selig- und heiliggesprochen.
"Lourdes" galt für manchen Experten auf dem Filmfestival von Venedig 2009 als einer der Favoriten für den Goldenen Löwen; zumal der Film es nicht nötig hat, mit Effekten und technischem Schnickschnack glänzen zu wollen. Es reichte zwar am Lido dann nur zu einem Nebenpreis, doch auf der Viennale 2009 kam bereits der Wiener Filmpreis für den besten Spielfilm hinzu. Bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises 2010 wurde Sylvie Testud Beste Darstellerin.
"Lourdes" wurde 2011 Bester Spielfilm bei der Vergabe des Österreichischen Filmpreises. Das Kinopublikum entdeckte "Lourdes" nur am Rande. In Deutschland zählten die Lichtspielhäuser knapp 50.000 Besucher bei einem Umsatz von etwas mehr als 300.000 Euro. (dpa)