Papst Franziskus mahnt Bischöfe zu Barmherzigkeit

"Erinnerung an die eigene Sündengeschichte"

Veröffentlicht am 27.08.2016 um 18:46 Uhr – Lesedauer: 
Papst

Vatikanstadt ‐ Erneut hat Franziskus mit scharfen Worten Barmherzigkeit von Bischöfen gefordert: Es sei ein Anzeichen von "spirituellem Alzheimer", wenn Oberhirten anfingen, Menschen in Heilige und Sünder aufzuteilen.

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In einer Botschaft an die Bischöfe Nord- und Südamerikas hat Papst Franziskus für eine Kultur der Barmherzigkeit in der Kirche geworben. Es sei ein Anzeichen von "spirituellem Alzheimer", wenn Bischöfe ihre selbst erfahrene Vergebung vergäßen und anfingen, Menschen in Heilige und Sünder aufzuteilen, sagte er am Samstag in einer Videobotschaft anlässlich der zentralen Feier zum Heiligen Jahr auf dem amerikanischen Kontinent.

Bis Mittwoch treffen sich nach Vatikanangaben 15 Kardinäle, mehr als 120 Bischöfe sowie Ordensobere, Leiter geistlicher Bewegungen und andere Kirchenverantwortliche im kolumbianischen Bogota.

Barmherzigkeit ist keine Mode

Franziskus unterstrich, das von ihm propagierte Thema der Barmherzigkeit sei keine "Mode", sondern eine "Erinnerung an die eigene Sündengeschichte": So wie Gott im Leben jedes Einzelnen aus Vertrauen gehandelt habe, dürfe auch der Umgang von Christen mit anderen "niemals auf Angst aufbauen, sondern auf die Hoffnung Gottes in unsere Umkehr". Strafen und Maßregelungen nannte der Papst Anzeichen von Angst. Solches Handeln führe nur zu "falschen Sicherheiten" und Mauern.

"In Theorie sind wir alle 'Missionare der Nächstenliebe', aber meistens sind wir besser darin, jemanden schlecht zu behandeln, als ihm Gutes zu tun", sagte der Papst den Bischöfen und Geistlichen. Auch in der Priesterausbildung fehle es weithin an einer "Pädagogik der Barmherzigkeit", die künftigen Seelsorgern beibringe, dass das "Erweisen von Barmherzigkeit im Herzen allen pastoralen Tuns" stecke.

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Diese Zuwendung erwarteten auch "Menschen, die nicht zu uns kommen, aber trotzdem verwundet sind und auf Barmherzigkeit hoffen", so Franziskus. "Die Menschen haben schon genug Leid in ihrem Leben, da müssen wir nicht noch was hinzufügen", sagte er.

Menschen in Gruppen von Gut und Böse zu trennen, brachte der Papst in Verbindung mit der von ihm wiederholt kritisierten "Wegwerfkultur": Es sei "eine Kultur, die verdorben ist durch das Ausschließen von allem, das die Interessen einiger weniger bedrohen könnte". Dazu gehöre eine Haltung, die in Älteren, Kindern oder ethnischen Minderheiten eine Bedrohung sehe oder unfähig sei, "die Jugend in ihren Träumen zu begleiten". Weiter zählte er darunter eine Kultur, "welche die Weisheit der indigenen Völker verschwendet hat und sich unfähig zeigt, für den Reichtum von deren Land Sorge zu tragen". (KNA)