Papst: Orthodoxe nicht bekehren
Papst Franziskus hat der Abwerbung orthodoxer Christen für die katholische Kirche eine scharfe Absage erteilt. Der sogenannte Proselytismus sei eine "große Sünde gegen die Ökumene", sagte der Papst am Samstag in Georgiens Hauptstadt Tiflis bei einem Treffen mit Priestern und Ordensleuten sowie Vertretern katholischer Laien.
"Niemals darf man Proselytismus bei den Orthodoxen betreiben, sie sind unsere Brüder", betonte Franziskus. Die Diskussion über die Gründe der Kirchentrennung und die dogmatischen Unterschiede dürfe man Theologen überlassen. Entscheidend im Alltag sei, Freundschaften zu pflegen, miteinander zu gehen, füreinander zu beten und gemeinsam Werke der Nächstenliebe zu tun, so der Papst.
Die Begegnung in der Kirche Mariä Himmelfahrt, einer der beiden römisch-katholischen Kirchen in Tiflis, nutzte Franziskus zu einem Gespräch über Glaubensfragen im Alltag. Unter anderem mahnte er, sich von einer Verweltlichung fernzuhalten. Die Angehörigen der katholischen Minderheit des Landes rief er auf, "fest im Glauben" zu stehen. Dazu gehöre besonders der Austausch der Generationen. Standhaftigkeit im Glauben bedeute, "ihn zu empfangen, ihn aufkeimen zu lassen und anderen weiterzugeben", so der Papst. "Eine Pflanze ohne Wurzeln wächst nicht, und ein Glaube ohne die Wurzeln der Mutter, der Großmutter wächst nicht."
Gendertheorie für Franziskus "großer Feind der Ehe"
Bei der Frage- und Antwortrunde mit den Katholiken bekräftigte der Papst auch die Unauflöslichkeit der Ehe. Die Ehe sei das Schönste, das Gott geschaffen habe. Mann und Frau zusammen seien nach dem Zeugnis des Buches Genesis "als Ebenbild Gottes geschaffen" worden. Er wisse, wie viele Schwierigkeiten es in einer Ehe geben könne; doch wer sich von seinem Partner scheiden lasse, der verletze in gewisser Weise Gott selbst, denn Gott habe doch das Zueinander von Mann und Frau als sein Ebenbild gewollt. Die "Goldenen Worte", die das Zusammenleben gelingen ließen, seien "Bitte, Danke, Entschuldigung".
Im Ehebruch sieht der Papst dagegen ein Teufelswerk. "Wenn der Teufel sich einmischt und einem Mann eine Frau vorsetzt, die ihm schöner erscheint als seine, oder wenn er einer Frau einen Mann vorführt, und er erschient ihr toller als der eigene: dann bittet um sofortige Hilfe", sagte Franziskus. Als "großen Feind der Ehe" bezeichnete der Papst erneut auch die Gendertheorie. "Es gibt heute einen Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören. Er wird nicht mit Waffen geführt, sondern durch ideologische Kolonisierung. Darum ist es wichtig, die Ehe vor diesen Kolonisierungen zu verteidigen", so der Papst.
Bereits am Morgen hatte der Papst einen Gottesdienst im Micheil-Meschi-Stadion in Tiflis gefeiert. Offizielle Vertreter der georgisch-orthodoxen Kirche waren der Feier überraschend ferngeblieben. Medienberichten zufolge hatte der georgische Patriarch Ilia II. kurz vor Beginn der Papstvisite seinen Gläubigen ausdrücklich von einer Teilnahme an Veranstaltungen mit Franziskus abgeraten. (bod/KNA)