Ex-Präsident: ZdK hat Kommunikationsproblem
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat nach Einschätzung seines früheren Präsidenten Hans Joachim Meyer ein Kommunikationsproblem. Er sagte, dass die Spitzenvertreter der Laien-Katholiken "zwar über wichtige gesellschaftliche Herausforderungen geradezu vorbildliche Debatten führen, aber das ist oft nicht in pauschalen Sätzen erfassbar". Die Medien "setzen eben auf die Drei-Minuten-Meldung", bedauerte Meyer, der das ZdK von 1997 bis 2009 leitete, im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur.
Es sei "häufig nicht gelungen, differenzierte Argumente gesellschaftlich kommunizierbar zu machen." Als "Musterbeispiel dafür, wie wir medial auf eine völlig falsche Schiene gedrängt wurden", nannte Meyer die Reaktionen auf die Entscheidung des ZdK, keine Vertreter der AfD zu Podien des Katholikentags Ende Mai in Leipzig einzuladen.
Weihe für verheiratete Priester und Frauen
Dazu stellte er klar: "Wir laden nie politische Parteien ein, sondern immer Persönlichkeiten der Politik, die ihren eigenen Standpunkt als Christen formulieren sollen. Und bei den Katholikentagen pflegen sie meist auch einen anderen Ton als sonst in der politischen Auseinandersetzung." Zu dem AfD-Ausschluss sagte Meyer: "Es war richtig, gut und völlig unverzichtbar, in der Flüchtlingsfrage eine klare Position zu beziehen." Christen müssten "im Flüchtling den Nächsten in der Not erkennen und ihn entsprechend behandeln".
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Seit der Entstehung des ZdKs Mitte des 19. Jahrhunderts gehört die Organisation der Katholikentage zu seinen wichtigsten Aufgaben. Aber es wirkt auch darüber hinaus. Katholisch.de stellt das Gremium vor.Weiter tritt Meyer in dem Interview für eine Zulassung von verheirateten Männern und Frauen zu geistlichen Ämtern ein. "Wir brauchen auch verheiratete Priester", sagte er. Auch könne er kein "überzeugendes Argument erkennen, das die Frauen vom geistlichen Amt ausschließt".
Meyer betonte zugleich, er halte Ehelosigkeit für ein wichtiges Zeichen vor allem in klösterlichen Gemeinschaften. "Aber es gibt keine Notwendigkeit für einen generellen Pflichtzölibat, und erst recht ist dies kein Gebot des Evangeliums". Auch räumte er ein, dass die katholische Kirche von einer generellen Zulassung der Frauen zum geistlichen Amt noch sehr weit entfernt sei, weil sie geschichtlich bedingt nur ein männliches Amtspriestertum gehabt habe. "Aber weil es eben geschichtlich bedingt war, kann sich das auch ändern. Das ist jedenfalls meine Hoffnung", so der frühere Sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst.
Außerdem warnt Meyer vor überzogenen Erwartungen an die Ökumene. "Dass wir irgendwann wieder zu einer einzigen christlichen Kirche werden, halte ich nicht für realistisch. Ich hoffe vielmehr auf eine Gemeinschaft der christlichen Kirchen". Zugleich würdigte er die ökumenischen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte. "Ich habe in meinem Leben einen enormen Weg des aufeinander Zugehens und des Miteinanders erlebt", betonte Meyer, der am 13. Oktober 80 Jahre alt wird. "Mittlerweile können wir uns Christsein - gerade in Ostdeutschland - ja nur noch im ökumenischen Miteinander vorstellen." (luk/KNA)