Kurt Koch sieht Fortschritte in der Beziehung zur georgisch-orthodoxen Kirche

Kurienkardinal: Georgien-Reise vertiefte Ökumene

Veröffentlicht am 11.10.2016 um 18:38 Uhr – Lesedauer: 
Kurienkardinal: Georgien-Reise vertiefte Ökumene
Bild: © KNA
Papstreise

Vatikanstadt ‐ Bei der Papstreise nach Georgien gab es Proteste und Gottesdienst-Boykott. Kurienkardinal Kurt Koch sieht dennoch Fortschritte in der Beziehung zur georgisch-orthodoxen Kirche.

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Die Georgien-Reise des Papstes war nach Ansicht von Kurienkardinal Kurt Koch ungeachtet vereinzelter Proteste und des georgisch-orthodoxen Gottesdienst-Boykotts ein ökumenischer Fortschritt. "Ich bin überzeugt davon, dass der Besuch die bestehenden freundschaftlichen Beziehungen vertieft hat", sagte er der vatikanischen Tageszeitung "Osservatore Romano" (Mittwochsausgabe) in einem Interview.

Die Demonstranten und das Nichterscheinen einer georgisch-orthodoxen Delegation zur Messe mit Franziskus in Tiflis mindere nicht die große Bedeutung der Reise, so der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Franziskus hatte vom 30. September bis zum 1. Oktober Georgien besucht. 84 Prozent der Bevölkerung gehören der georgisch-orthodoxen Kirche an. Koch hob hervor, dass der georgisch-orthodoxe Patriarch Ilia II. Franziskus als Oberhaupt der Kirche von Rom begrüßt habe, obwohl diese Bezeichnung nicht von allen orthodoxen Bischöfen im Land gutgeheißen werde.

Theologischer Dialog nicht die einzige Form der Ökumene

Der theologische Dialog über strittige Fragen der Lehre sei zwar wichtig, aber nicht die einzige Form der Ökumene, so Koch weiter. Es gebe auch eine spirituelle Ökumene, eine Ökumene der Liebe, eine Ökumene der Kultur und eine praktische Ökumene. Sie zeige sich in der Zusammenarbeit auf sozialer und humanitärer Ebene. Franziskus hatte in Georgien gesagt, man solle die theologischen Differenzen den Theologen überlassen und stattdessen freundschaftliche Kontakte im Alltag pflegen und sich gemeinsam sozial engagieren.

Weiter sagte Koch, der Papst sei sich der theologischen Differenzen mit der georgisch-orthodoxen und den anderen orthodoxen Kirchen bewusst und lege viel Wert auf die "praktische Ökumene". Damit trage er auch dem Umstand Rechnung, dass die Spaltung in eine Kirche des Westens und des Ostens nicht hauptsächlich auf strittige Lehrfragen zurückgehe, sondern auf eine schrittweise mentale und kulturelle Entfremdung. Die georgisch-orthodoxe Kirche gilt als einer der schwierigsten ökumenischen Dialogpartner des Vatikan. Ein gemeinsames Gebet von kirchlichen Würdenträgern beider Kirchen ist nicht möglich. (KNA)

Linktipp: Demonstranten nennen Franziskus "Erzhäretiker"

Dass sich in Georgien nicht alle auf den Papstbesuch freuen, war schon im Vorhinein klar. Der Empfang, den Franziskus am Freitagmittag einige Demonstranten bereiteten, war dennoch heftig.