CSU-Politiker bekundet zudem Sorge vor einer Entchristlichung der Gesellschaft.

Beckstein gegen Einmischung der Kirche in Tagespolitik

Veröffentlicht am 31.10.2016 um 10:35 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Köln ‐ "Der Pfarrer ist nicht per se der bessere Politiker", sagt Günther Beckstein. Gleichzeitig sorgt sich der frühere bayerische Ministerpräsident aber um die Entchristlichung der Gesellschaft.

  • Teilen:

Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein wendet sich gegen eine zu starke Einmischung der Kirchen in die Tagespolitik. "Der Pfarrer ist nicht per se der bessere Politiker", sagte der frühere Vize-Präses der Synode der Evangelischen Kirche am Montag im Deutschlandfunk. Zugleich müssten sich die Kirchen aber auch politisch und gesellschaftlich engagieren und etwa Stellung beziehen, was die Menschenrechte bedeuteten.

Der CSU-Politiker bekundete Sorge vor einer Entchristlichung der Gesellschaft. Der Abschied von der Volkskirche bedeute auch, dass ein wichtiger Faktor für den Zusammenhalt der Gesellschaft geschwächt werde. Das gelte etwa für das ehrenamtliche Engagement. Die Kirchen müssten die Welle an Austritten und die Entkirchlichung der Gesellschaft ernster nehmen, forderte der bekennende evangelische Christ. Sie hätten das Gespräch über Gott und die Vermittlung vom Sinn des Lebens lange Zeit zu gering geachtet.

Beckstein: Gemeinsame Reformationsfeiern großer Fortschritt

Die gemeinsamen Reformationsfeiern von Protestanten und Katholiken sind nach Ansicht Becksteins ein großer Fortschritt. Es sei beeindruckend, dass dieses Jubiläum nun von beiden Kirchen gemeinsam begangen werde und nicht mehr wie früher in harter Gegnerschaft. In seiner Generation seien Katholiken und Evangelische oft wie Hund und Katz gewesen.

Am heutigen Montag beginnen die Veranstaltungen zum 500-Jahr-Gedenken der Reformation. Papst Franziskus nimmt in Lund in Schweden an einer ökumenischen Gedenkveranstaltung teil. Es ist das erste Mal, dass ein Papst gemeinsam mit ranghohen Vertretern des Protestantismus an die Reformation erinnert. Zudem sind in Berlin ein Festgottesdienst und ein Staatsakt geplant, bei dem Bundespräsident Joachim Gauck sprechen wird. Auch in Wittenberg und zahlreichen anderen Städten wird in Gottesdiensten an die Reformation erinnert.

Das Gedenkjahr dauert bis zum 31. Oktober 2017. An diesem Tag vor 500 Jahren hatte Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Dies gilt als Ausgangspunkt der Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. (KNA)