Schick: Christliche Flüchtlinge nicht bevorzugen
Die Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist gegen eine Bevorzugung christlicher Flüchtlinge allein wegen ihrer Religion. "Wer in Not kommt, muss aufgenommen werden, unabhängig von seiner Religion", sagte Schick am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Zugleich betonte er, geflüchtete Christen müssten in den Aufnahmeeinrichtungen "ihren Glauben leben können". Die Kirchen seien besonders gefordert sicherzustellen, dass Christen von Flüchtlingen anderer Religionszugehörigkeit nicht schikaniert würden.
Mehr Solidarität mit weltweit "verfolgten und bedrängten Christen"
Schick betonte, den Kirchen sei es sehr wichtig, solche Benachteiligungen festzustellen und zu unterbinden. So hätten sie die Flüchtlingsbetreuer aufgerufen, entsprechende Vorfälle zu melden. Sie würden dann den zivilen Behörden mitgeteilt. Zudem habe die Deutsche Bischofskonferenz einen syrischen Geistlichen angestellt, der Flüchtlingsunterkünfte besuche und die Bewohner nach religiöser Diskriminierung befrage. "Wir müssen noch mehr tun", räumte der Erzbischof ein.
Gleichzeitig rief Schick zu mehr Solidarität mit den weltweit "verfolgten und bedrängten Christen" auf. Er wies darauf hin, dass allein auf der Arabischen Halbinsel rund drei Millionen Angehörige verschiedener Konfessionen ohne volle Religionsfreiheit lebten. "Es gibt allenfalls Kultfreiheit, aber keine Religionsfreiheit." Er betonte, die Kirche trete für die Glaubensfreiheit aller Religionsgemeinschaften ein. Der Vorsitzende der Weltkirche-Kommission der Bischofskonferenz äußerte sich bei der Vorstellung einer neuen "Arbeitshilfe" der Bischöfe über die Lage der Christen auf der Arabischen Halbinsel.
Der Apostolische Vikar für das südliche Arabien, Bischof Paul Hinder, sagte, die Christen der Region seien zumeist Arbeitskräfte aus Ostasien. Ihre religiösen Rechte könnten sie je nach Land nur sehr unterschiedlich wahrnehmen, erläuterte der Bischof, der dem Kapuzinerorden angehört. So seien etwa Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und das Sultanat Oman "recht tolerant".
In den Vereinigten Arabischen Emiraten könnten sie auf allerdings nur ihnen zugänglichen Grundstücken Kirchen und Schulen unterhalten. Dort habe sich in den vergangenen 50 Jahren ein "sehr vitales kirchliches Leben entwickelt". So nähmen in Dubai jedes Wochenende rund 50.000 Gläubige an katholischen Messfeiern teil. Die kirchlichen Zentren leisteten soziale und rechtliche Hilfe etwa in Arbeitskonflikten.
Keine einzige Kirche in Saudi-Arabien
Nach Angaben des Direktors des Missionswissenschaftlichen Instituts des Hilfswerks missio (Aachen), Harald Suermann, ist die Religionsfreiheit der etwa 1,5 Millionen Christen in Saudi-Arabien dagegen stark eingeschränkt. Für sie gebe es keine einzige Kirche, auch öffentliche Gottesdienste an anderen Orten seien dort verboten. Sie könnten nur privat unter großer Gefahr gefeiert werden.
Wie sich die Lage der Religionsfreiheit in der Region weiter entwickele, hänge vor allem davon ab, welchen Kurs die Herrscherhäuser einschlügen, so Suermann. Besonders dramatisch sei die Lage der wenigen verbliebenen Christen im umkämpften Jemen. Christen sei es jedoch in der ganzen Region verboten, im muslimischen Umfeld für ihren Glauben zu werben. (bod/KNA)