Gysi: Nur Kirchen sorgen für verbindliche Moral
Der Linken-Politiker Gregor Gysi will nach eigenem Bekunden in keiner gottlosen Gesellschaft leben. Gysi sagte dem Magazin "Cicero" (Januar-Ausgabe), "eine gottlose Gesellschaft, eine Gesellschaft ohne Kirchen und Religionsgemeinschaften hätte verheerende Folgen". Allein die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland sorgten dafür, "dass es noch eine allgemein verbindliche Moral gibt".
Zwar hielten sich nicht alle daran, "aber dass es solche Normen gibt, etwa die Feindesliebe, etwa das Verhältnis von Kindern zu Eltern und von Eltern zu Kindern, ist den Kirchen zu verdanken". Ein solches Wertegerüst sei sehr wichtig", betonte Gysi.
Zu enges Verhältnis von Staat und Kirchen problematisch
Gysi, der nach eigenen Angaben nicht an Gott glaubt, hält aber ein zu enges Verhältnis von Staat und Kirchen für problematisch. Die sogenannten Staatsleistungen seien überholt: "Mir gefällt es nicht, dass die Schadensersatzleistungen des Staates für die Kirchen 200 Jahre nach deren Enteignungen unbesehen fortgesetzt werden. Wir brauchen keinen sofortigen Ausstieg, aber ein Abkommen, das einen Weg dorthin festschreibt." Ebenfalls nicht anfreunden könne sich der 67-Jährige mit dem Einzug der Kirchensteuer durch den Staat: "Mit diesem Kirchenprivileg sollte auch Schluss sein".
Freundliche Worte findet Gysi für Papst Franziskus. Dessen Wahl sei "wichtig und richtig" gewesen. Der Argentinier erinnere an "die Ursprünge des Christentums, auch mit seiner Einstellung gegen Armut und Krieg". Die ganze Welt rede "von der Globalisierung der Wirtschaft, ohne zu bedenken, dass dadurch die ganze Menschheit zusammenrückt". In dieser Hinsicht nehme Franziskus auf hervorragende Art und Weise Einfluss auf den Zeitgeist. (KNA)