Woelki: Mehr Einsatz für Schutz des Lebens
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat die Christen an ihre Pflicht erinnert, sich für einen umfassenden Schutz des Lebens einzusetzen. In Deutschland würden jährlich rund 100.000 Kinder abgetrieben, kritisierte er am Mittwochabend in seiner Predigt zum Fest der Unschuldigen Kinder im Kölner Dom laut vorab verbreitetem Redemanuskript: "Als Christen wehren wir uns dagegen, dass in unserem Land diese hunderttausendfache Abtreibung als die Normalität einer liberalen, humanen und aufgeklärten Gesellschaft ausgegeben wird." Eine solche Liberalität propagiere die Freiheit auf Kosten der Schwächsten, so der Kölner Erzbischof.
Auch am Ende des Lebens stünden Menschen oftmals in einer Situation, in der ihnen Lebensqualität, Lebensrecht und Würde abgesprochen werde, sagte Woelki. Leben aber - ganz egal wie anfänglich, wie alt, wie gebrechlich und wie versehrt - sei einmalig und kostbar. Das Leben sei von Gott geschenkt, und die Menschen hätten es zu hüten. "Das Lebensrecht ist das Grundrecht eines jeden Menschen."
Bedrohung des Lebens entgegentreten
Woelki kritisierte auch den Einsatz von Kindern als Soldaten und ihre Ausbeutung als billige Arbeitskräfte etwa in Fabriken. Keine menschliche Gesellschaft könne darauf verzichten, das Lebensrecht des Menschen anzuerkennen und zu schützen. Der Kardinal forderte die Christen auf, in Gottes Namen all denjenigen entgegenzutreten, die das Leben anderer bedrohten. Das gelte ebenso für vom Bürgerkrieg und vom Terror des "Islamischen Staates" (IS) bedrohte Menschen, die hierzulande Schutz suchten. Wer hier von Obergrenzen bei der Aufnahme spreche, habe nicht verstanden, was Menschlichkeit bedeute.
Der Kardinal erinnerte auch an die Verfolgung von Christen weltweit. Sie würden um ihres Glaubens willen oft auf das Grausamste unterdrückt. Weltweit seien Christen die am meisten verfolgte Glaubensgemeinschaft. Für solcher Art Verfolgung sei allerdings in Deutschland kein Platz. "Wir stehen ein für das Recht auf Religionsfreiheit, das ein Menschenrecht ist", so Woelki. Allerdings müsse dieses Recht auch für Christen in vorwiegend muslimischen Ländern gelten.
Das Fest der Unschuldigen Kinder begeht die Kirche jährlich am 28. Dezember. Es erinnert an den nach biblischer Überlieferung erfolgten Befehl von König Herodes zu der Zeit von Christi Geburt, alle neugeborenen Jungen töten zu lassen. (KNA)