Kubas Bischöfe fordern US-Hilfe für Flüchtlinge
Die kubanischen Bischöfe haben US-Präsident Barack Obama nach dessen Kehrtwende in der Asylpolitik dazu aufgefordert, eine Lösung für die in vielen Ländern Lateinamerikas gestrandeten kubanischen Flüchtlinge zu suchen. Es müssten nun Wege gefunden werden, die im Einklang mit der Justiz stünden, hieß es in einer am Wochenende verbreiteten Erklärung, aus der die Tageszeitung "El nuevo Herald" aus Miami zitierte. Zahlreiche Familien, die große Opfer gebracht hätten, um in die USA auszuwandern, seien nun von einem menschlichen Drama betroffen, so die kubanische Bischofskonferenz. Die Bischöfe drückten große Besorgnis über die zahlreichen Landsleute aus, die derzeit eine ungewisse Zukunft erwartete.
Obama hatte in der vergangenen Woche überraschend eine Kehrtwende in der Asylpolitik vollzogen. Kubanische Flüchtlinge, die ihren Fuß auf US-amerikanisches Festland setzen, erhalten künftig nicht mehr automatisch ein dauerhaftes Bleiberecht. Damit beendete Obama per Dekret die "Wet foot, dry foot"-Politik. Diese hatte Bootsflüchtlingen, die es an Land schafften, erlaubt, in den USA zu bleiben. Fing die US-Küstenwache Kubaner in der "Straße von Florida" ab, mussten sie dagegen in ihre Heimat zurückkehren.
Ermutigt das Bleiberecht zur gefährlichen Seeüberquerung?
"Ab sofort werden National-Kubaner, die versuchen, illegal in die USA zu kommen und sich nicht für humanitäre Hilfe qualifizieren, entsprechend der Prioritäten der Gesetze und des Vollzugs abgeschoben", hieß es. Die "Wet foot, dry foot"-Politik gilt seit längerer Zeit als Relikt des Kalten Krieges.
Befürworter der Abschaffung hatten unter anderem argumentiert, das Bleiberecht ermutige Menschen zu der gefährlichen Seeüberquerung. Andere sahen darin eine Ungleichbehandlung gegenüber Einwandern aus anderen Staaten. Die Änderung ist Teil der 2014 unter Vermittlung der katholischen Kirche von Obama und Raul Castro vereinbarten Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Der größte Teil der Einwanderer, die von der "Wet foot, dry foot"-Politik profitierten, kamen zuletzt zu Fuß über die Südwestgrenze. Insgesamt zogen 2015 etwa 63.000 Kubaner in die USA. (KNA)