Woelki: Man kann eigentlich keine Obergrenze fordern
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist erschüttert von der Situation vieler notleidender Menschen im Nahen Osten. "Was ich in den letzten Tagen bei meiner Reise nach Jordanien und in den Libanon gesehen habe, werde ich so schnell nicht mehr vergessen", sagte er am Sonntag dem Kölner domradio. "All die armen, irgendwo gestrandeten Menschen, die vor Not und Elend, vor Krieg, Angst und Terror auf der Flucht sind, lassen mich nicht kalt."
"Wer in die Augen dieser Menschen gesehen hat, der kann eigentlich hier bei uns im reichen Deutschland keine Obergrenzen fordern oder gegen Familiennachzug sein", so der Kölner Erzbischof. Woelki hatte in den vergangenen Tagen verschiedene Caritas-Projekte im Libanon und Jordanien besucht, die durch das Erzbistum Köln unterstützt werden. Unter anderem sprach er dabei mit Kindern aus Flüchtlingsfamilien.
Kardinal: Einsatz der Freiwilligen ermutigend
Ermutigend nannte der Kardinal dagegen den Einsatz vieler Freiwilliger, "die den gestrandeten Notleidenden so tatkräftig helfen". Diese "zupackenden Ehrenamtlichen" zeigten ihm: "Es gibt im Nahen Osten nicht nur Krieg, Terror, Armut und Leid - sondern unzählige Menschen, die wie auch hier bei uns, Barmherzigkeit jeden Tag in viel Freude und Begeisterung leben", sagte der Kardinal. "Sie helfen mit, dass selbst im elendsten Dunkel der Himmel aufgeht und leuchtet."
Unterdessen geht die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, einem Zeitungsbericht zufolge drastisch zurück. Im Januar 2017 stellten nach Informationen von "Bild am Sonntag" 14.349 Menschen einen Antrag auf Asyl. Im vergleichbaren Vorjahresmonat seien es noch 91.671 gewesen. Die Zeitung beruft sich nach eigenen Angaben auf Informationen aus Sicherheitskreisen. (bod/KNA)