Vincent Long Van Nguyen spricht vor Missbrauchskommission

Bischof: Wurde selbst von Priester missbraucht

Veröffentlicht am 21.02.2017 um 12:20 Uhr – Lesedauer: 
Australien

Sydney ‐ Die Anhörungen der australischen Missbrauchskommission sind beendet. Zum Abschluss erzählte der Bischof von Parramatta von seinem eigenen Schicksal. Und davon, dass er anderen Betroffenen helfen will.

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Bei der abschließenden Anhörung der australischen Missbrauchskommission hat der Bischof von Parramatta, Vincent Long Van Nguyen (55), angegeben, als junger Mann selbst Opfer von sexuellem Missbrauch durch einen Priester geworden zu sein. Der Übergriff habe sich kurz nach seiner Ankunft als Bootsflüchtling aus Vietnam ereignet, zitierten örtliche Medien den Bischof am Dienstag. Er wolle sich dafür einsetzen, dass allen Betroffenen Gerechtigkeit widerfahre. Nach seiner Aussage erhielt er Medienberichten zufolge Beifall von den im Saal anwesenden Zuhörern.

Im Zentrum des elften Tages der dreiwöchigen Anhörung stand am Dienstag die Frage, ob und wie Klerikalismus und Kirchenhierarchie zum Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der Kirche beigetragen haben. Dazu hatte die Kommission sechs katholische Erzbischöfe und Bischöfe als Zeugen geladen.

Bischof kritisiert hierarchischen Strukturen der Kirche

Bischof Long kritisierte in seiner Aussage unter anderem die gegenwärtigen hierarchischen Strukturen innerhalb der Kirche. Titel, Privilegien und die "institutionelle Dynamik in der Kirche" seien der Nährboden für "klerikale Überlegenheit und Elitedenken". Laien hätten "kein nennenswertes Mitspracherecht" bei der Ernennung, Aufsicht und Entlassung eines Priester. Dies müsse sich, ebenso wie die Marginalisierung von Frauen innerhalb der Kirche, ändern.

Der Erzbischof von Canberra-Goulburn, Christopher Prowse, sprach sich für ein Ende von "Heimlichtuerei" und "Vertuschung" bei Missbrauchsfällen aus. Die Kirche könne den Missbrauchsskandal nicht alleine aufarbeiten, sondern müsse auf "transparente Weise mit den Behörden zusammenarbeiten", betonte er.

Die Kommission zur Untersuchung des Umgangs von weltlichen Institutionen, Kirchen und Religionsgemeinschaften mit Missbrauchsfällen war 2013 von der australischen Regierung eingesetzt worden. Neben der katholischen Kirche bezogen auch die anglikanische Kirche, andere christliche Konfessionen sowie weitere Religionen Stellung. Die Kommission befasste sich auch mit Missbrauch in Sportverbänden und der australischen Armee. Der Abschlussbericht wird für Dezember erwartet. (KNA)

Linktipp: Neue Zahlen zu Missbrauch in der Kirche

Es sind erschütternde Zahlen: Bis zu 40 Prozent der Mitglieder katholischer Orden in Australien sollen laut neuen Daten zwischen 1950 und 2009 in Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch verwickelt gewesen sein.