"Pünktlich um acht Uhr wieder in der Schule"
Frage: Frau Bröder, Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie künftig gerne als Moderatorin arbeiten würden. Warum möchten Sie dennoch ihre Ausbildung als Lehrerin für Religion und Hauswirtschaft abschließen?
Bröder: Für mich ist es wichtig, etwas Festes in der Tasche zu haben. Die vier Jahre Studium – was auch ein finanzieller und zeitlicher Aufwand war – sind schön und gut, aber erst mit dem Referendariat habe ich eine abgeschlossene Berufsausbildung. Als ich Miss Germany wurde, hatte ich über die Hälfte des Referendariats schon geschafft und das ist für mich ein Ansporn, das auf jeden Fall fertig zu machen. Mit dieser Ausbildung habe ich immer etwas, auf das ich zurückgreifen kann und das in einem Beruf, bei dem ich weiß und fühle, dass ich das auch auf lange Sicht hin machen möchte.
Frage: Ab wann geht es für Sie in der Schule weiter?
Bröder: Das geht jetzt relativ schnell: Erst am Samstag wurde die neue Miss Germany gewählt und ich werde bereits nächsten Mittwoch, am 1. März, pünktlich um acht Uhr wieder in der Schule stehen. Anfang des Monats hatte ich schon mit der Schule Kontakt, um zu erfahren, welche Lerngruppen ich bekomme. Diese Woche gehe ich die Lehrpläne nochmal durch, denn es ist schon ein Jahr her, dass ich das letzte Mal unterrichtet habe.
Frage: Wird Ihre Zeit als "Miss Germany", etwa Ihr Besuch beim Papst, auch Thema im Unterricht werden?
Bröder: Ich kann mir gut vorstellen, dass ich das eine oder andere einbringen kann, weil es ein Lebensweltbezug und meine Erfahrungen sind. Der Religionsunterricht lebt ja von Erfahrungen. Es wird am Anfang wahrscheinlich so sein, dass die Kinder neugierig sind. Und das ist genau das, was wir Lehrer uns von Schülern immer wünschen. Da wäre es nicht authentisch, wenn ich das überspiele und sage "Ich muss jetzt meinen Unterrichtsinhalt durchbekommen". Natürlich ist es wichtig, dass ich den Stoff unterrichte, aber gerade bei Lerngruppen, die ich noch nicht hatte, wäre es unfair, wenn ich auf Fragen nicht eingehen würde.
Frage: Im September ergab eine Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "YouGov", dass mehr als zwei Drittel der Deutschen für eine Abschaffung des Religionsunterrichts seien und lieber einen allgemeinen Werteunterricht hätten. Was können Sie dem als angehende Religionslehrerin entgegnen?
Bröder: Ich kann dem entgegnen, dass die Menschen, die gegen den Religionsunterricht sind, sich einfach mal die Lehrpläne angucken sollten. Ich kann nur für das Lernkurrikulum in Nordrhein-Westfalen sprechen, aber die Lehrpläne sind inzwischen sehr ethisch angelegt. Natürlich gibt es religiöse und biblische Themen, ansonsten aber auch Themen wie Sinn des Lebens, Liebe, Leben und Tod. Das sind Themen, die wirklich alle betreffen. Und generell muss man Kritikern sagen, dass Religionsunterricht im Grundgesetz verankert ist. Meiner Meinung nach sollte das weiter so fortgeführt werden.
Frage: Wie begeistern Sie junge Menschen für das Fach Religion?
Bröder: Das schöne am Fach Religion ist, dass man etwas Aktuelles einbringen kann. Bei Mathe oder Deutsch kann man nicht immer so ausholen, aber in Religion kann ich mit neuen Medien arbeiten. Ich kann ein Beispiel aus der Werbung oder den Nachrichten nehmen und es mit der Erfahrung der Menschen in der Bibel verknüpfen. Dann ist der Unterricht auf einmal gar nicht mehr so langweilig und verstaubt, wie es manchmal scheint.
Frage: Haben Sie ein Lieblingsthema?
Bröder: Ja, und es ist eines, das ich leider erst einmal unterrichten durfte, denn das kann man nur mit älteren Schülern machen: Meine Lieblingsbibelstelle, auch das Thema meiner Examensarbeit, ist das Buch Hiob. Damit kann man sich gut mit der stets aktuellen Frage auseinandersetzen, warum es so viel Leid auf der Welt gibt. Und dazu kann mir ich leider fast täglich etwas aus den Nachrichten ziehen.
Frage: Der Religionsunterricht wandelt sich derzeit und es kommt mancherorts zu "gemischt-konfessionellen Lerngruppen". Was bedeuten solche Umstellungen für die Lehrer?
Bröder: Dazu kommt es, weil viele Kinder heutzutage gar nicht mehr getauft werden. Das ist im Münsterland, wo ich unterrichte, noch anders und von Region zu Region unterschiedlich. Für mich als Lehrperson bedeuten solche gemischten Gruppen aber gar nicht so viel Veränderung, weil ich strikt nach meinem katholischen Lehrplan arbeite und auch da schon Themen vorkommen, die alle betreffen. Da gibt es in den meisten Fällen nichts umzustellen. Wenn es dann aber zum Beispiel um die Entstehung der Kirchen geht, dann ist es gut zu gucken, wie es bei der jeweiligen Kirche ablief, und dass die Schüler den Unterschied zwischen katholischer und evangelischer Kirche lernen. Dann können die Schüler vergleichen, wie es bei den Sakramenten und Ritualen aussieht und können so etwas Allgemeinwissen mitnehmen.
Frage: Geht es nach dem Referendariat bei Ihnen in der Schule oder in Moderationsjobs weiter?
Bröder: Da gibt es kein Entweder-oder; ich mache beides. Ich muss in diesem Schuljahr noch zwei Lehrproben je Fach machen und im September ist die Endprüfungsphase, weil ich Ende Oktober mein zweites Staatsexamen haben muss. Wie und an welcher Schule es dann weiter geht, weiß ich nicht, das ist noch sehr weit weg.
Meine Moderationspläne baue ich mir jedenfalls nebenbei auf und habe aktuell einige gute Aufträge an den Wochenenden. Damit kann ich nicht erst in einem halben Jahr anfangen, denn dann ist es aus und ich bin vergessen; das ist so. Wenn ich weiter in der Branche bleiben will, muss ich jetzt anfangen, dafür etwas zu tun.
Frage: Das klingt knallhart. Wie geht man als Theologin mit so einer Branche um? Muss man sich dem Druck beugen oder können Sie da auch christliche Akzente setzen?
Bröder: In der Branche gibt es mehr Menschen mit religiösem Interesse, als ich gedacht hätte. Dies kristallisierte sich oft in persönlichen Gesprächen heraus und ich hatte nie das Gefühl, dass es unangemessen ist, wenn ich zu meinem Glauben stehe.