Patriarch will Mordkomplott gegen sich aufklären
Einen Tag nach seiner Heimkehr aus Deutschland nach Georgien bemüht sich das orthodoxe Kirchenoberhaupt des Kaukasuslandes um Aufklärung eines mutmaßlichen Mordkomplotts gegen ihn. Patriarch Ilia II. (84) wolle sich dazu mit dem Diakon Giorgi Mamaladse treffen, der den Kirchenführer angeblich mit Zyanid in Berlin vergiften wollte. Das teilte der staatliche Ombudsmann Utscha Nanuaschwili am Dienstag laut örtlichen Medienberichten nach einem Treffen mit Ilia II. in der Hauptstadt Tilfis mit.
Die georgische Polizei hatte den mutmaßlichen Täter, Mamaladse, vorletzten Freitag am Flughafen Tiflis mit Zyanid im Koffer vor dem geplanten Abflug nach Deutschland festgenommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hätte die Giftmenge ausgereicht, um mehrere Menschen zu töten. Mamaladse weist die Vorwürfe gegen ihn zurück. Er ist im Patriarchat für die Vermögensverwaltung zuständig.
Der Fall sei "abnormal und merkwürdig"
Ilia II. hatte in einer in Berlin aufgenommenen Videobotschaft erklärt, er kenne Mamaladse seit langem und habe bislang nichts Schlechtes von ihm gehört. Der Fall des Geistlichen sei "abnormal und merkwürdig". Der Patriarch hatte sich in einer Berliner Klinik Gallensteine entfernen lassen. Dort hatte ihn auch der georgische Ministerpräsident Giorgi Kwirikaschwili besucht und den angeblichen Anschlagsversuch verurteilt.
Der 84-jährige Illia II. ist seit 1977 Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche und zählt zu den angesehensten Persönlichkeiten des Landes. In Georgien gehören Schätzungen zufolge rund 84 Prozent der Bevölkerung der orthodoxen Kirche an. (KNA)