Italienische Vereinigung veröffentlicht Zahlen zu Kinderpornografie

Kinderschützer: Mehr Missbrauch an Säuglingen

Veröffentlicht am 21.03.2017 um 13:10 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Rom ‐ Die Kinderschutz-Vereinigung "Meter" wurde vom Priester Don Fortunato Di Noto gegründet. Nun hat sie ihren Jahresbericht veröffentlicht - mit erschreckenden Zahlen und Fakten zu Kinderpornografie.

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Der sexuelle Missbrauch an Säuglingen und Kleinkindern wächst nach Angaben der italienischen Kinderschutz-Vereinigung "Meter". Die vom sizilianischen Priester Don Fortunato Di Noto gegründete Vereinigung veröffentlichte am Montag ihren Jahresbericht mit Dokumentationen über Pädophilie und Pädopornografie im Internet, wie der katholische Nachrichtendienst SIR berichtete. 2016 habe "Meter" den Behörden knapp 9.400 URLs gemeldet, mehr als 200.000 Videos (76.000 im Vorjahr) und knapp 2 Millionen Fotos (2015: 1,1 Millionen Fotos) identifiziert. Davon hätten sich 9.900 Fotos und 2.900 Videos auf Kleinkinder im Alter von 0 bis 3 bezogen, heißt es in dem Bericht.

"Es gibt wirklich einen immens hohen Prozentsatz an Neugeborenen. Das geht so weit, dass sogar ein Portal eingerichtet worden ist, das Neugeborenen gewidmet ist und in dem Material hochgeladen wird, das abscheulichste Missbrauchsvergehen zeigt," sagte Di Noto Radio Vatikan. Dieses Material stamme aus der ganzen Welt und somit lasse sich das Problem nicht auf eine Nation oder einen Ort einschränken, so der Geistliche aus Avola bei Syrakus. Das Material werde durch Einzeltäter, aber vermehrt auch durch kriminelle Vereinigungen und Gruppen produziert.

"Je jünger die Kinder, desto wertvoller die Ware"

Immer mehr kinderpornografisches Material werde produziert, während das Alter der Kinder, die dafür Missbrauch erleiden, sinke. "Je jünger die Kinder sind, desto wertvoller wird die Ware", berichtet Di Noto. Sie werde stark nachgefragt. "Es ist wirklich eine neue Form der Sklaverei."

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Insbesondere im Darknet, also in verschlüsselten, nicht öffentlich zugänglichen Netzwerken, und in versteckten Chatgruppen sei eine erhöhte Aktivität festzustellen. Täter verabredeten sich in geschützten Chats zum Austausch der Ware. Die Bilder und Videos würden hochgeladen, bis zu 24 Stunden online bleiben und dann wieder gelöscht werden, ohne Spuren zu hinterlassen.

Mit 4.156 gemeldeten URLs waren die meisten Seiten mit kinderpornografischen Material auf Domains aus dem Königreich Tonga im Südpazifik. Es folgten Russland (635), Neuseeland (312), Libyen (167) und sie Slowakei (111). Im Inselstaat Tonga können Domainnamen anonym registriert werden, daher ist die die Endung -.to für Kriminelle attraktiv. Die Vereinigung "Meter" arbeitet seit 1997 mit der Polizia Postale zusammen, die gegen Cyberkriminalität vorgeht.

Der Priester Di Noto kritisiert, dass es keine einheitliche Gesetzgebung gebe und dass die Polizei nicht genügend Personal habe, um das Phänomen Kinderpornografie zu bekämpfen: "Einige Polizeieinheiten, nicht nur europäische, sondern auch andere, stellen Meldemöglichkeiten zur Verfügung. Wir nutzen diese und melden Seiten, auf die wir bei unseren Recherchen stoßen, aber wir bekommen weder Rückmeldungen noch haben wir die Möglichkeit, selbst Nachforschungen anzustellen." (luk)