Gewerkschaftsboss Hoffmann über gemeinsame Interessen

DBG-Chef sieht sich "ganz eng bei den Kirchen"

Veröffentlicht am 01.05.2017 um 11:02 Uhr – Lesedauer: 
Gewerkschaften

Essen ‐ Die Gewerkschaften haben traditionell ein eher distanziertes zur Kirche, besonders zu deren speziellem Arbeitsrecht. Doch in diesem Punkt sind sich beide Organisationen einig.

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DGB-Chef Reiner Hoffmann bestärkt die Gewerkschaft Verdi darin, verkaufsoffene Sonntage gerichtlich verbieten zu lassen und sieht sich in dieser Frage "ganz eng bei den Kirchen". Er könne den Vorstoß von Verdi nur begrüßen, "weil niemand eine komplette Entgrenzung von Arbeitszeit braucht", sagte er der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Montag): "Dadurch wird nicht ein Pullover mehr verkauft, der Umsatz wird nur über längere Öffnungszeiten verteilt."

Die Gewerkschaft Verdi hatte zuletzt in Nordrhein-Westfalen zahlreiche verkaufsoffene Sonntage vor Gericht gekippt. Hoffmann sagte, der DGB teile in dieser Frage die Haltung der Kirchen: Der Sonntag müsse arbeitsfrei bleiben, außer in den Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder der inneren Sicherheit, wo dies nicht möglich sei.

Die Beschäftigten bräuchten ihre Ruhephasen, betonte der DGB-Chef: "Wir beobachten nicht zufällig seit Jahren steigende Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen, oft aus Überlastung." Da sei es nicht sinnvoll, über einen siebten Arbeitstag in der Woche zu reden. Es sei zwar klar, dass gerade Beschäftigte mit geringem Einkommen ein Interesse hätten, über Sonntagszuschläge "ein paar Euro mehr zu verdienen", sagte Hoffmann. Mit diesem Widerspruch müssten auch die Betriebsräte umgehen, so Hoffmann weiter: "Aber die Antwort kann nur sein, den Niedriglohnsektor trocken zu legen." Der DGB-Chef sagte, in Deutschland gebe es den nach Litauen größten Niedriglohnsektor in Europa: "22 Prozent der Erwerbstätigen verdienen weniger als 9,60 Euro pro Stunde. Das treibt die Menschen um."

Mainzer Domdekan wirbt für "neue Sonntagskultur"

Der Mainzer Domdekan Heinz Heckwolf betonte beim traditionellen Gottesdienst am Vorabend des Tages der Arbeit im Mainzer Dom, Christen seien aufgerufen, eine "neue Sonntagskultur" zu entwickeln. Diese solle "gemeinsames Leben und das gemeinsame Feiern des Gottesdienstes miteinander" verbinden. "Sonntagsheiligung fängt also zuallererst bei uns selbst an." Papier hatte sich auf einem Empfang nach dem Gottesdienst in Mainz geäußert. (KNA)

01.05., 16:30 Uhr: Ergänzt um Aussage Heckwolfs

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Im Mittelpunkt des Interesses von Unternehmen muss der Mensch stehen, nicht das Kapital, sagt der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Zugleich fordert er die Gewerkschaften zum Kampf für mehr Mitbestimmungsrechte auf. (Artikel von März 2016)