Papst schaltet sich in Konflikt ein
Papst Franziskus hat sich in der schweren Staatskrise in Venezuela erneut eingeschaltet. Er sei davon überzeugt, dass eine Friedenslösung für das Land möglich sei, "wenn es den Willen gibt, Brücken zu schaffen, ernsthafte Dialoge zu führen und die getroffenen Abkommen zu erfüllen", schrieb er in einem am Freitag unterzeichneten Brief an die venezolanischen Bischöfe, der am Sonntag auf deren Homepage veröffentlicht wurde.
Venezuela wird seit mehr als drei Jahren von einer schweren Versorgungskrise und schweren politischen Spannungen erschüttert. Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche kritisieren eine politische Verfolgung von Oppositionellen sowie die Unterdrückung demokratischer Grundwerte. Seit Anfang April kamen mehr als 35 Menschen bei den Unruhen ums Leben.
Papst für den schwierigen Weg einer friedlichen Lösung
Franziskus forderte die Bischöfe des südamerikanischen Landes dazu auf, alles Notwendige zu unternehmen, damit der schwierige Weg einer friedlichen Lösung möglich werde. Er verfolge die Situation Venezuelas mit großer Sorge und spüre eine "großen Schmerz" über die gewalttätigen Auseinandersetzungen der jüngsten Tage, schrieb der Papst. Die Gewalt löse keine Probleme, sondern führe bloß zu noch mehr Leid und Schmerz.
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In der politischen Krise in Venezuela berufen sich Regierung und Opposition auf die Religion. Während sich Letztere den Schutz durch die Kirche erhoffen, inszeniert sich der Präsident als Glaubenshüter.Am Freitag (Ortszeit) hatten die Bischöfe in Venezuela in einer Stellungnahme die vom sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro per Dekret angeordnete Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung als eine unnötige Gefahr für die Demokratie kritisiert. Der von Maduro unterbreitete Vorschlag löse nicht die Probleme des venezolanischen Volkes, sondern diene dem Machterhalt der Regierung.
Mittlerweile erreichten die Proteste auch Europa: Am Sonntag demonstrierten mehrere Venezolaner beim Mittagsgebet des Papstes auf dem Petersplatz im Vatikan gegen die Maduro-Regierung. Mit Fahnen ihres Landes und schwarzen Kreuzen, die ebenfalls eine kleine rot-blau-gelbe Fahne trugen, wollten sie dabei auf die Toten der Proteste der vergangenen Tage aufmerksam machten.
Franziskus hatte sich auch Ende April auf seinem Rückflug aus Ägypten zur politischen Krise in Venezuela geäußert. Dabei sprach er sich für Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition aus. "Wir müssen alles tun, was wir für Venezuela tun können", sagte er. Es gebe Bemühungen, einen im vergangenen Jahr vom Vatikan unterstützten und später gescheiterten Dialog wiederaufzunehmen. Es müsse aber klare Bedingungen geben. (luk/KNA)