Graffiti am Kölner Dom: Japaner entschuldigen sich
Die Kanagawa-Universität aus Yokohama in Japan spendet dem Kölner Dom 10.000 Euro. Das berichtet Dombaumeister Peter Füssenich jetzt in einem Interview mit domradio.de. Der Hintergrund ist ein besonderer: Zwei Studentinnen einer Reisegruppe aus Yokohama hatten bei einer Domführung ein etwa handgroßes Graffiti mit ihren Namenszügen hinterlassen. Wieder zurück in der Heimat, erfuhr der Uni-Direktor davon – und die Reue war groß. So groß, dass die Delegation extra zurück nach Deutschland kam, um sich persönlich zu entschuldigen und den Dombaumeister zum Gegenbesuch einzuladen. Bei der erneuten Begegnung in Japan wurde dem überraschten Füssenich dann der Scheck überreicht.
"Kölner Dom wird nicht immer wertgeschätzt"
"Das ist eine der vielen unglaublichen Geschichten, die hier am Kölner Dom passieren", kommentierte der Dombaumeister nun gegenüber domradio.de. In Japan gebe es eine ganz andere Kultur der Wertschätzung als in Europa: "Man muss wissen, dass ein solcher Vorfall in Japan eine unglaubliche Untat darstellt und auch gesellschaftlich als solche wahrgenommen wird. Man beschmutzt nicht einfach andere Weltkulturerbestätten oder Denkmäler anderer Kulturen."
Nach Angaben des Dombaumeisters sind solche Schmierereien leider kein Einzelfall – aber nicht immer sei die Reue anschließend so groß: "Der Kölner Dom wird nicht immer von allen gleich wertgeschätzt, sag ich mal vorsichtig", erklärt Füssenich. "Wir erleben hier einige unschöne Dinge." Manche Touristen brächen sich ihre Andenken sogar buchstäblich von der Kathedrale ab. Das könne monatelange Arbeiten von Steinmetzen zunichtemachen. Und Graffitis wie das der beiden Studentinnen fänden sich in sehr großer Zahl in den Turmaufgängen des Domes. Von der japanischen Kultur könne also noch einiges gelernt werden, meint der Dombaumeister.
Engel in 80 Metern Höhe
Die japanische Spende soll nach seinen Angaben nun in eine Restaurierungsmaßnahme am Kölner Dom fließen. Dazu werde man nach einem angemessenen Objekt suchen, "vielleicht einer der Engel am Turm in Höhe von 80 Metern, die wir gerade auch sanieren müssen". (gho)
14.06.2017, 15.13 Uhr: ergänzt um weitere Details