Der Manager der Weltjugendtage wird 70
Er ist der dienstälteste Deutsche im Vatikan. Lange Zeit war Bischof Josef Clemens als Sekretär des Päpstlichen Laienrates für die Vorbereitung und Durchführung der Weltjugendtage zuständig. Davor arbeitete er 19 Jahre als Privatsekretär von Kardinal Joseph Ratzinger in der Glaubenskongregation. Aber auch nach Auflösung des Laienrates im Rahmen der Kurienreform zum 1. September 2016 widmet sich Clemens Fragen der Aus- und Weiterbildung katholischer Laien. Am 20. Juni feiert der Priester aus dem Siegerländer Teil des Erzbistums Paderborn seinen 70. Geburtstag.
Zwölf Jahre lang managte Bischof Clemens im Laienrat die Weltjugendtage, die 1985 von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen wurden - und seither zu den größten Veranstaltungen der Kirche gewachsen sind. In seine Amtszeit fielen die Treffen in Köln (2005), Sydney (2008), Madrid (2011), Rio de Janeiro (2013) und Krakau (2016) mit insgesamt knapp zehn Millionen Teilnehmern. Zudem war er verantwortlich für zwei kontinentale Laienkongresse: Asien 2010 in Seoul (Korea) und Afrika 2012 in Yaounde (Kamerun).
Zuständig auch für die "Movimenti"
Als Sekretär der Behörde kümmerte sich Clemens auch um die vielen katholischen Laienorganisationen in aller Welt. Dazu zählen die rund 140 anerkannten internationalen Laiengemeinschaften - wie Pfadfinder, Kolping oder Frauenverbände, aber auch geistliche Neuaufbrüche wie Fokolare, Neokatechumenale oder Sant'Egidio -, denen insgesamt rund zehn Prozent der 1,2 Milliarden Katholiken angehören, also gut 100 Millionen.
Am Vatikan ist Clemens bereits seit 33 Jahren tätig - und seine römische Vergangenheit reicht noch mal zehn Jahre weiter zurück. Er absolvierte sein Theologiestudium als Seminarist des Collegium Germanicum. Hier empfing er 1975 die Priesterweihe. Nach vier Kaplansjahren in Bielefeld und Dortmund kehrte er zu weiteren Studien nach Rom zurück. Er promovierte im Fach Moraltheologie mit einer Arbeit über Menschenrechte.
In dieser Zeit holte Ratzinger den Paderborner Geistlichen in seine vatikanischen Dienste. Zwischen 1984 und 2003 war Clemens als Mitarbeiter der Glaubenskongregation der Privatsekretär des damaligen Kardinalpräfekten. Er leitete dessen persönliches Büro, koordinierte seinen Terminkalender, war der effiziente und loyale Organisator hinter dem einflussreichen Kardinal - und damit ein gefragter Ansprechpartner. Er begleitete ihn auf Reisen in alle Welt, lernte dabei viel von der Weltkirche und ihrem Führungspersonal kennen. Zu Benedikt XVI. unterhält Clemens bis heute, wie man hört, einen sehr guten persönlichen Kontakt.
Aus dieser Schaltstelle heraus berief Johannes Paul II. den dynamischen Geistlichen 2003 zum Untersekretär der Ordenskongregation. Und schon neun Monate später versetzte er ihn in den Laienrat - im Bischofsrang. Am Dreikönigsfest 2004 spendete Kardinal Ratzinger ihm im Petersdom die Bischofsweihe. Sowohl von Benedikt XVI. wie später auch von Papst Franziskus wurde er in seinem Amt bestätigt. Im Päpstlichen Jahrbuch 2017 wird er nach den großen strukturellen Veränderungen an der Kurie gegenwärtig als "ehemaliger Sekretär des Laienrates" geführt.
Seit Amtsbeginn versuchte der Siegerländer für sich selbst ein Gleichgewicht zwischen Büroarbeit und Seelsorge-Engagement zu finden. Er feiert nach wie vor auswärtige Gottesdienste, hält Vorträge, nimmt an Diskussionen vor allem zur Laienthematik teil und spendet Jugendlichen das Firmsakrament.
Clemens bleibt Westfale - auch im Vatikan
Trotz seiner 42 Jahre in Rom fühlt sich Clemens, der eine Wohnung im Palazzo der Glaubenskongregation hat, nicht "italianisiert". Er verstehe sich als "westfälischer" Deutscher, meint er, auch was Mentalität und Arbeitsstil betrifft. Die Verbindungen zur Heimat sind nie abgebrochen. Aber schon seit seiner Studienzeit an der Gregoriana-Universität und im Germanicum pflegt er viele internationale Kontakte. Seinen 70. Geburtstag begeht Clemens mit Dankgottesdiensten im bayerischen Wallfahrtsort Maria Eck (Chiemgau) und in seiner Siegerländer Heimat.