Venezolanischer Kardinal kritisiert "illegale Wahl"
Der venezolanische Kardinal Jorge Urosa Savino hat zum Auftakt der Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung seine Kritik bekräftigt. Die vom sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro angeordnete Versammlung sei wertlos und illegal, weil sie nicht vom venezolanischen Volk einberufen worden sei, sagte der Erzbischof von Caracas am Sonntag der Tageszeitung "El Universal". Zudem helfe sie nicht, die drängenden Probleme des Landes zu lösen, sondern verschärfe die Konflikte. Urosa rief Regierung und Opposition erneut zu einem Dialog auf: Das Land wolle einen Regierungswechsel. Dies müsse auf friedlichem Wege erreicht werden.
Am Sonntag begann in Venezuela die Wahl für die verfassungsgebende Versammlung, die nach Willen des sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro die Machtverhältnisse im Zuge einer Verfassungsreform neu ordnen soll. Die Opposition, die katholische Kirche, Menschenrechtsorganisationen und zahlreiche lateinamerikanische Regierungen kritisieren die Wahl als verfassungswidrig und fordern die Regierung auf, die Wahl abzusagen.
Regierung will Parlament entmachten
Seit Wochen gibt es in Venezuela Massenproteste gegen die sozialistische Regierung, die Anfang April vergeblich versuchte, das Parlament, in dem die Opposition seit den Wahlen 2015 die Mehrheit hat, auf juristischem Wege zu entmachten. Maduro regiert seit Jahren mit Hilfe von Sonderdekreten und Ausnahmezustand am Parlament vorbei. Zudem sind seitdem keine Regional- und Kommunalwahlen mehr durchgeführt worden, obwohl diese längst überfällig sind. Stattdessen ordnete Maduro im Mai die verfassungsgebende Versammlung an. Nach Angaben der NGO "Foro Penal" wurden mehr als 100 Menschen bei Protesten getötet. Zwei Wochen vor der offiziellen Wahl mobilisierte die Opposition mehr als sieben Millionen Venezolaner für eine symbolische Abstimmung gegen die verfassungsgebende Versammlung. (KNA)