Papst verbietet aktive Sterbehilfe an Ordenskliniken
Papst Franziskus hat die "Broeders van Liefde" dazu aufgefordert, keine aktive Sterbehilfe mehr in ihren psychiatrischen Kliniken anzubieten. Die belgischen Ordensbrüder, die laut eigenen Angaben 15 psychiatrische Einrichtungen in Belgien betreiben, haben nun bis Ende August Zeit, eine entsprechende Erklärung abzugeben. Das sagte der Generalobere des Ordens, Rene Stockman, der amerikanischen Nachrichtenseite Catholic News Service (CNS).
Um der Order aus dem Vatikan, die Papst Franziskus laut Stockman persönlich genehmigt haben soll, zu entsprechen, müsse jedes Ordensmitglied im Vorstand der Klinik-Betreiberorganisation einen gemeinsamen Brief an den Generaloberen unterzeichnen. Mit diesem Schreiben erklären sie, dass sie vollständig hinter der Sicht des katholischen Lehramts stünden, "das zu jeder Zeit bekräftigt hat, dass menschliches Leben unbedingt respektiert und geschützt werden muss, von dem Moment der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende", zitiert CNS. Ordensbrüder, die die Unterzeichnung verweigerten, erwarteten kirchenrechtliche Sanktionen. Sollte die Kongregation nicht von ihrer Einstellung abrücken, drohten ihr zivilrechtliche Schritte und sogar eine Aberkennung des Ordensstatus.
Juristische Schritte angedroht
Die Auseinandersetzung um Sterbehilfe in den belgischen Einrichtungen der Barmherzigen Brüder begann im März 2017 mit der Ankündigung der Betreiber, die Praktiken ihrer psychiatrischen Einrichtungen an das belgische Gesetz zur Sterbehilfe anpassen zu wollen. Seit 2003 ist aktive Sterbehilfe in Belgien unter bestimmten Voraussetzungen nicht strafbar, auch psychisch Erkrankte und Kinder können sie in einigen Fällen beantragen. Der Generalobere Stockman, der gegen dieses Vorgehen war, hatte sich im Frühjahr an den Vatikan gewandt, nachdem ein Antrag auf Rücknahme dieser Änderung von den Betreibern abgelehnt worden war. Sie ignorierten weitere ähnlich lautende Aufrufe, darunter eine Stellungnahme zur Kirchenlehre über das Verbot von Sterbehilfe, die Kardinal Gerhard Ludwig Müller, damaliger Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, an sie adressierte. Sollten die Ordensleute sich nun nicht dem Ultimatum beugen, "werden wir juristische Schritte einleiten", erläuterte Stockman gegenüber CNS. Wenn das nicht fruchte, werde man einen Prozess starten, um die Kliniken vom Orden zu trennen.
Die "Broeders van Liefde" wurden 1807 im belgischen Gent von Peter Joseph Triest gegründet. Der Orden ist in 31 Ländern aktiv und hat sich dem Dienst an alten und psychisch kranken Menschen verschrieben. Er ist nicht identisch mit den in Deutschland vertretenen Kongregationen der Barmherzigen Brüder. (jhe)