Experten beobachten dramatische Entwicklung im afrikanischen Land

Burkina Faso: Von der Toleranz zum Terrorismus

Veröffentlicht am 14.08.2017 um 18:44 Uhr – Lesedauer: 
Burkina Faso: Von der Toleranz zum Terrorismus
Bild: © dpa/Irina
Terrorismus

Bonn ‐ Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt - und versinkt in immer blutigerer Gewalt. Am Sonntagabend wurde die Hauptstadt Ouagadougou erneut Schauplatz eines Blutbades.

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Das Café Aziz Istanbul liegt an einer belebten Straße in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou: Am Sonntagabend wurde es Schauplatz eines Blutbades. Mit automatischen Waffen schossen unbekannte Attentäter auf die Besucher, töteten mindestens 17 Menschen und verletzten mehrere Dutzend. Bei einem Feuergefecht mit der Polizei wurden zwei der Angreifer getötet.

Nach dem tragischen Ereignis ist das Entsetzen auch in Deutschland groß. "Unsere Gedanken und Gebet sind bei den Opfern und ihren Angehörigen", sagte Klaus Krämer, der Präsident von missio Aachen, am Montag. Burkina Faso steht in diesem Jahr im Mittelpunkt der Kampagne des Hilfswerks zum "Sonntag der Weltmission" im Oktober. Zwar steht bisher noch nicht fest, wer die Täter waren. Nach der Beobachtung von missio-Pressesprecher Johannes Seibel, der das westafrikanische Land im Januar für zehn Tage besuchte, ähnelt die Handschrift allerdings der eines Terrorangriffs vom Januar 2016. Für den Angriff auf ein Hotel und ein andere Café ganz in der Nähe des aktuellen Tatorts hatten später islamistische Terroristen die Verantwortung übernommen.

Terroristen kommen aus dem Nachbarland Mali

Laut Seibel gibt es im muslimisch geprägten Burkina Faso, das bisher für seine religiöse Toleranz bekannt war, zwei beunruhigende Entwicklungen: Ein Problem sie die Grenze zum Nachbarland Mali. Dort herrscht seit 2012 Bürgerkrieg — ein Nährboden für Terrorismus. "Die Gefahr ist hoch, dass die terroristische Gewalt über die Grenze in das Nachbarland durchsickert. Anschläge in Burkina Faso könnten also von außen gesteuert sein", so Seibel. Außerdem gebe es vermehrt junge Leute aus Burkina Faso, die in Ländern wie Saudi-Arabien studierten, wo der Wahhabismus als strenge Form des Islam vorherrsche. "Diese kehren dann möglicherweise radikalisiert zurück".

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Burkina Faso ist ein bitterarmes Land. Und das Klima macht es den Kleinbauern nicht leichter, ihr Auskommen zu sichern. Doch es geht voran. Und das ist vor allem ein Verdienst der Frauen.

Bisher praktizieren die rund 60 Prozent Muslime in Burkina Faso eine pragmatische Form des Islam. "In Burkina Faso leben Christen und Muslime traditionell friedlich miteinander", erklärt missio-Präsident Krämer. Sogar innerhalb von Familien sind oft mehrere Religionen vertreten. "Es kann sein, dass jemand einen christlichen Onkel hat, einen muslimischen Onkel und einen Onkel, der einer Naturreligion anhängt", sagt Johannes Seibel. Die Religionsfreiheit existiere nicht nur auf dem Papier – auch für die kleine christliche Minderheit.

Dafür, dass das auch künftig so bleibt, setzt sich auch die katholische Kirche ein: So sind die Projekte, die missio in dem Land unterstützt, offen für alle Religionen – sei es in der Frauen-, Gesundheits- oder Bildungsarbeit. "So soll mitgeholfen werden, religiösen Konflikten den Boden zu entziehen", so Seibel. (gho)