Ein satirischer Wochenrückblick von Alexander Brüggemann

Was nicht in den Kopf reinpasst

Veröffentlicht am 09.09.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Ein satirischer Wochenrückblick von Alexander Brüggemann

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Kennen Sie das, wenn die Nachrichten irgendwie nicht in Ihren Kopf reinpassen wollen? Weil sie so sperrig sind und so verquer? Also ich für meinen Teil kenne das allzu gut… Da wirft jemand eine Tomate auf die Kanzlerin, ausgerechnet an einem Tag, an dem sie einen tomatenroten Blazer trägt. Ist das schon vorausschauende Politik?

Da wirft jemand Wasserstoffbomben, der wie Mao Tse-tung aussieht und auch sonst irgendwie aus der Zeit gefallen scheint. Da sägt jemand ganz unverhohlen am Amerikanischen Traum, der doch selbst ganz unverkennbar ein Einwandererkind ist, noch dazu aus der Pfalz. Rund 800.000 "Dreamer", in den USA geborene Kinder illegaler Einwanderer, träumen, dass sie es dort schaffen können.

Und dann diese wunderbare Lidl-lohnt-sich-Lachnummer. Was für ein GAU vermeintlicher politischer Korrektheit; und was für ein Elfmeter, um sich als Christ mal wieder so richtig echauffieren zu dürfen. Man nehme griechischen Feta-Käse und eine lecker malerische Dorfkulisse. Klar - da muss natürlich noch das Kreuz von der Kirche wegretuschiert werden, in vorauseilender Verbeugung vor islamischen Hardlinern und Fundi-"Neutralen". Teile des Deckels könnten intolerante Kundschaft beunruhigen. Wie überaus dämlich, das Ganze, und doch auch als Haltung ziemlich gefährlich.

Und dann ist da noch so ein überflüssiges "Event", das an eine Erfindung von Ephraim Kishon erinnert, die Kartoffelmaschine: Die sät nämlich Kartoffeln, wässert sie, erntet sie, kocht sie und isst sie auf. So ist es auch mit dem TV-Kanzlerduell à l‘Americaine: Es wird künstlich geschaffen, medial beworben, hochgejubelt und dann in vorgefertigte Portionen ausgeschlachtet. "Günter Jauch analysiert exklusiv das TV-Duell" – wie selbstreferentiell wollen wir werden?

Doch, ja. Eine Pointe hat das Duell gebracht: Der SPD-Kandidat will die CDU-Kanzlerin zu außenpolitischer Härte gegen die türkische Regierung nötigen – und nötigt damit seinen eigenen SPD-Außenminister, bei seinen EU-Kollegen mit einer Position anzuecken, die der selbst zuvor ganz ausdrücklich nicht vertreten hat. Wahlkampf à la Würselen.

Und was war noch? Da stirbt nach dem Kölner Kardinal Joachim Meisner mit Carlo Caffarra der zweite von vier sogenannten Dubia-Kardinälen binnen kürzester Zeit. Also jener Kardinäle, die von Papst Franziskus eine lehrmäßige Präzisierung zum Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen gefordert haben. Doch jedes Gemunkel über einen Fluch des Pharao verbietet sich: Kurz vor Caffarra starb auch der Londoner Kardinal Cormac Murphy-O’Connor, ein ausgesprochener Parteigänger des derzeitigen Papstes, der einer neuen Buchveröffentlichung zufolge sogar als Königsmacher von Franziskus fungiert haben soll.

Ach, übrigens: War Kim Jong-un eigentlich heute Morgen im Gottesdienst?

Von Alexander Brüggemann