Franziskus befindet sich auf der letzten Etappe seiner Kolumbienreise

Papst verletzt sich bei Papamobilfahrt leicht

Veröffentlicht am 11.09.2017 um 08:45 Uhr – Lesedauer: 
Papst verletzt sich bei Papamobilfahrt leicht
Bild: © KNA
Papstreisen

Cartagena ‐ Schrecksekunde beim Kolumbienbesuch des Papstes: Franziskus verletzt sich leicht am Auge als er ein Kind segnen will und das Papamobil bremst - und setzt ungerührt sein Reiseprogramm fort.

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Während einer Fahrt mit dem Papamobil hat sich Papst Franziskus am Sonntag im kolumbianischen Cartagena an der linken Augenbraue verletzt. Er blutete leicht und setzte mit Blutflecken auf dem weißen Schulterumhang, der Mozzetta, seinen Besuch in der Karibikmetropole fort. Der 80-Jährige stieß sich an einer Scheibe, als er ein kleines Kind grüßen wollte und das Papamobil offensichtlich bremste.

Ein Begleiter im Papamobil tupfte danach immer wieder die blutende Augenbraue ab, während das Oberhaupt der katholischen Kirche weiter den Menschen zuwinkte. In Cartagena empfingen ihn hunderttausende Menschen begeistert, für das Papamobil gab es zeitweise kaum ein Durchkommen, immer wieder gerieten die Leibwächter ins Schwitzen.

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Nach Ende der Fahrt durch die Menschenmassen bekam er einen neuen weißen Schulterumhang und die Braue zierte ein kleines Pflaster. Das Auge war leicht geschwollen. Cartagena ist die letzte Station der fünftägigen Kolumbienreise von Papst Franziskus.

Erzbischof Jorge Enrique Jiménez sowie der Gouverneur und der Bürgermeister begrüßten den Papst nach seiner Ankunft in Cartagena.

Sichtschutz vor Armenviertel wird abgebaut

Aufgrund der heftigen Kritik an Barrieren vor Armenvierteln in Cartagena ordnete der Interims-Bürgermeister Sergio Londoño Medienberichten zufolge den Abbau des Sichtschutzes an und betonte, er sei ohne Erlaubnis der Stadtverwaltung aufgebaut worden. In einer Pressekonferenz am Samstag (Ortszeit) bemühte er sich, die Wogen zu glätten. Cartagena habe nichts vor dem Papst zu verbergen. Das Kirchenoberhaupt werde in der Stadt sogar ein Armenviertel besuchen, so Londoño.

Dies sei ein Versuch, die Armut und Verlassenheit, in dem Viertel unsichtbar zu machen, hatte eine Sprecherin der Bürgervereinigung des betroffenen Viertels Ceballos währen der Aktion in der vergangenen Woche kritisiert. "Sie wollen uns einsperren, als ob wir Tiere wären. Sie wollen uns zudecken als ob wir eine Krankheit hätten oder nicht würdig wären, unsere eigenen Freiräume zu haben", sagte Martha Angulo dem Sender "W Radio".

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Am Nachmittag (Ortszeit) flog der Papst mit einem Hubschrauber zur Marinebasis Contecar; hier befindet sich auch der viertgrößte Hafen Lateinamerikas. Auf dem Marinegelände feierte er die letzte Messe seiner Reise. Auch bei dieser Schlussmesse rief der Papst vor Hunderttausenden Gläubigen zum Frieden auf. Kolumbien müsse "dringend einen Schritt tun in Richtung Gemeingut, Chancengleichheit, Gerechtigkeit, Achtung der menschlichen Natur und ihrer Bedürfnisse", so Franziskus.

Zuvor hatte er sich im Anschluss an das Angelus-Gebet vor Cartagenas Kirche San Pedro Claver an die Menschen im Nachbarland Venezuela gewandt: "Ich bekunde jedem einzelnen der Söhne und Töchter dieses geliebten Landes meine Nähe. Auch denen, die hier in Kolumbien Aufnahme gefunden haben." Der Papst forderte ein Ende der Gewalt in Venezuela, um eine Lösung für die "schwere Krise" zu finden, die es dort gebe.

Zur Stunde befindet sich der Papst auf dem Rückflug nach Rom. Dort wird Franziskus am Montag gegen 12.40 Uhr zurück erwartet.

Beleidigung per Tweet

Der Aufenthalt des Papstes in Medellín hatte zuvor zu einer Kontroverse geführt: Jhon Jairo Velasquez (55), Auftragsmörder und rechte Hand des legendären kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar (1949-1993), beleidigte Franziskus mit einem Tweet.

"Hallo Polizei. Bitte. Es gibt einen Verrückten, der mit Betrügern rumhängt und eine Menschenmenge betrügt. Verhaftet ihn. Er heißt Bergolio und sagt, er wäre ein Pastor", schrieb Velasquez, dem dabei ein Fehler in der Schreibweise des bürgerlichen Namens des Papstes, Jorge Mario Bergoglio, unterlief.

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Velasquez, in Kolumbien auch unter seinem Spitznamen "Popeye" bekannt, erklärte später, er habe mit seiner Aussage die Unterstützung des Papstes für die Präsidenten Evo Morales (Bolivien) und Nicolas Maduro (Venezuela) kritisieren wollen, die er ebenfalls als Betrüger bezeichnete. Der Tweet rief zahlreiche Proteste in den sozialen Netzwerken hervor.

Velasquez wurde wegen des Mordes an dem Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán zu 30 Jahren Haft verurteilt. Er gab zu, Drahtzieher für die Ermordung von rund 3.000 Menschen gewesen zu sein und selbst bis zu 300 Menschen ermordet zu haben. 2004 kam er nach Verbüßung des Großteils seiner Haftstrafe auf freien Fuß. Seitdem betätigt er sich als Blogger, Autor und provoziert dabei immer wieder mit Tabubrüchen und radikalen politischen Ansichten.

Am Rande seines Besuches in Medellín war Franziskus am Samstag auch auf das Drogenproblem in der zweitgrößten Stadt des Landes eingegangen. Bei einem Treffen mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen beklagte er, durch "Drogenkiller" werde das Leben unzähliger junger Menschen zu Abfall gemacht. Zugleich bat er um "Vergebung für diejenigen, die die Illusionen so vieler Menschen zerstörten". Medellin war über Jahrzehnte Sitz eines der mächtigsten Drogenkartelle. (rom/KNA/dpa)

10.9.2017, 19.30 Uhr: ergänzt um die Informationen zur Verletzung des Papstes. /rom

11.9.2017, 08.50 Uhr: ergänzt um die Informationen zum letzten Gottesdienst und zur Abreise /gho