Mehrerauer Kongregation beschließt Aus für traditionsreiches Zisterzienserkloster

Eifeler Abtei Himmerod wird aufgelöst

Veröffentlicht am 14.10.2017 um 11:10 Uhr – Lesedauer: 
Klöster

Großlittgen ‐ Nach fast 900 Jahren endet die Geschichte der Abtei Himmerod. Das Zisterzienserkloster in der Eifel wird nach einem Beschluss des zuständigen Kongregationskapitels der Mehrerauer Kongregation aufgelöst.

  • Teilen:

Eine 900-jährige Tradition steht vor dem Aus: Das Zisterzienserkloster Himmerod in der Eifel wird aufgelöst. Dies hat das Kongregationskapitel der Mehrerauer Kongregation als höchste Instanz der deutschsprachigen Zisterzienserklöster in der vergangenen Woche entschieden, wie das Kloster am Samstagmorgen mitteilte. "Die wirtschaftlich angespannte Situation, aber vor allem die geringe Zahl der Mönche, waren entscheidend für diesen schweren Schritt", erklärte Abt Johannes. Vor sechs Jahren hätten noch zehn, derzeit nur noch sechs Mönche dem Konvent angehört. Sie hätten nun die Möglichkeit, in ein anderes Kloster ihrer Wahl überzusiedeln.

Laut Abtei gehen die Liegenschaften in den Besitz des Bistums Trier über. Bischof Stephan Ackermann sei bereits offiziell über die Auflösung des Klosters informiert worden. Noch seien aber keine Entscheidungen getroffen worden, erklärte der Sprecher der Diözese, Andre Uzulis: "Das Bistum Trier wird die Lage nach dem Beschluss der Kongregation eingehend prüfen und zu gegebener Zeit über die nächsten Schritte entscheiden."

Abt Johannes: Eine schwere Entscheidung

Abt Johannes betonte, man werde sich in den kommenden Tagen und Wochen für einen reibungslosen Übergang und tragfähige Lösungen für die Mitarbeiter einsetzen. "Wir wissen um unsere Verantwortung", versicherte der Abt. Die Entwicklung schmerze ihn: "Es war angesichts einer Tradition, die 900 Jahre zurückreicht, eine schwere Entscheidung."

Ein Mönch betet auf einem Feld einem Christus-Schrein zugewandt, während seine Mitbrüder die Ernte einholen.
Bild: ©picture-alliance/akg-images

Die Abtei Himmerod wurde im 12. Jahrhundert von Bernhard von Clairvaux gegründet.

Nach dem vor sechs Jahren abgewendeten Insolvenzverfahren habe es zwar viel Unterstützung für die Abtei gegeben, "aber es wurde wirtschaftlich immer schwieriger, eine so große Immobilie mit immer weniger Mönchen zu erhalten", so der 52-jährige. Die Wirtschaftsbetriebe des Klosters, darunter Buchhandlung, Gärtnerei und Fischerei, seien weitgehend verpachtet. "Vielleicht wird man weitere Pächter finden können."

1134 von Bernhard von Clairvaux gegründet

Trotz der Entwicklung glaube er, dass "dieser spirituelle Ort Himmerod eine Zukunft hat", betonte der Abt. Er habe die Hoffnung, "dass Himmerod weiterhin ein spiritueller Ort bleibt", etwa als geistliches Zentrum. "Die Mauern haben diese Geschichte gespeichert. Ich sage mal: Wir kriegen diesen besonderen Ort nicht kaputt gemacht, der immer ein Anziehungspunkt war. Ich bin sicher: Es werden nach wie vor viele Menschen kommen."

Das Zisterzienserkloster Himmerod wurde 1134 vom heiligen Bernhard von Clairvaux gegründet. Nach der Säkularisation wurde die Abtei fast komplett zerstört und Anfang des 20. Jahrhunderts nach barockem Vorbild neu errichtet. 2011 musste Himmerod aufgrund hoher Verluste der Wirtschaftsbetriebe Insolvenz anmelden; sie konnte aber damals mit Hilfe eines Sanierungsplans abgewendet werden. (KNA)

Player wird geladen ...
Video: © katholisch.de

Pater Stephan Senge ist Zisterzienser in der Abtei Himmerod – und verrückt nach Gott. Geht er deshalb im Winter draußen schwimmen?

Chronologie: Die Geschichte der Abtei Himmerod

Mit der angekündigten Auflösung der Zisterzienserabtei Himmerod in der Eifel endet eine fast 900-jährige klösterliche Tradition, die mit dem heiligen Bernhard von Clairvaux begonnen hat. Katholisch.de zeichnet Stationen der Geschichte der Abtei mit ihren Höhen und Tiefen nach.

1134/1135: Bernhard von Clairvaux gründet im Tal der Salm in der Eifel die Abtei Himmerod. Es ist neben Kloster Eberbach im Rheingau die erste der beiden direkten Gründungen des Ordensheiligen auf deutschem Gebiet.

1178: Erzbischof Arnold von Trier weiht den romanischen Kirchbau von Himmerod ein. Junge Männer aus Ritterstand und Adel treten dem Kloster bei, das dadurch an Grundbesitz gewinnt.

1189: Aufgrund des schnellen Wachstums der Abtei errichten Himmeroder Mönche das Tochterkloster Heisterbach im Siebengebirge (Erzdiözese Köln).

1212: Der Heisterbacher Abt Hermann II. gründet das Tochterkloster Marienstatt im Westerwald, dem er bis 1223 vorsteht.

1506: Abt Jakob aus Hillesheim lässt einen geräumigen Bibliotheksraum errichten. Jungen Mönchen wird es erstmals erlaubt, theologische Studien auch außerhalb des Klosters aufzunehmen.

1751: Die neu gebaute Klosterkirche, damals größte Barockkirche der Rheinlande, wird geweiht.

1802: Der in den französisch besetzten linksrheinischen Gebieten betriebenen Säkularisation fällt auch Himmerod zum Opfer, das im Juli als Kloster aufgelöst wird und künftig als Steinbruch genutzt wird.

1919: Sieben aus Bosnien vertriebene deutsche Zisterziensermönche erwerben von Reichsgraf Ottokar von Kesselstatt das Gut Himmerod. Sie setzen das alte Pfortengebäude instand und richten es als vorläufiges Kloster ein.

1922: Auf Wunsch der Trierer Bistumsleitung übernimmt die Abtei Marienstatt im Westerwald, rund 700 Jahre zuvor aus der Himmeroder Tochter Heisterbach hervorgegangen, die Funktion einer Mutterabtei für Himmerod.

bis 1927: Die alten Konventsgebäude werden wieder errichtet.

1960: Der Trierer Bischof Matthias Wehr weiht die nach alten Plänen rekonstruierte Kirche.

2011: Eine drohende Insolvenz der Wirtschaftsbetriebe mit Gaststätte, Fischerei, Gärtnerei, Buch- und Kunsthandlung kann abgewendet werden.

2017: Die für Himmerod zuständige Mehrerauer Kongregation deutschsprachiger Zisterzienserklöster beschließt die Auflösung des Himmeroder Konvents, dem nur noch sechs Mönche angehören. (KNA)