Kritik an Ablehnung eines Botschafters

Freimaurer warnen Vatikan vor Diskriminierung

Veröffentlicht am 31.10.2017 um 13:35 Uhr – Lesedauer: 
Diplomatie

Rom ‐ Der Heilige Stuhl soll einen Botschafter abgelehnt haben, weil er den Freimaurern angehört. Jetzt schaltet sich der italienische Freimaurer-Großmeister Stefano Bisi ein und kritisiert das Verhalten.

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Der italienische Freimaurer-Großmeister Stefano Bisi sieht kein Problem darin, wenn ein beim Vatikan akkreditierter Botschafter Mitglied einer Loge wäre. Er würde es bedauern, wenn der Heilige Stuhl einem Diplomaten nur deswegen die Anerkennung verweigere, weil er Freimaurer sei, sagte Bisi am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Rom. Bisi bezog sich auf Medienberichte über eine angebliche Ablehnung eines libanesischen Botschafters durch den Heiligen Stuhl.

Bisi leitet den "Grande Oriente d'Italia", mit 20.000 Mitgliedern größter italienischer Dachverband der Freimaurer. Sollten die Meldungen über den libanesischen Gesandten stimmen, bedeute die Ablehnung "eine Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Vereinigung, die Brücken und nicht Mauern bauen will", so Bisi.

Unvereinbar mit der Kirchenlehre

Der Großmeister betonte jedoch, ihm sei weder bekannt, ob der betreffende Diplomat einer Loge angehöre, noch ob der Vatikan dessen Akkreditierung tatsächlich abgewiesen habe. Auch kenne er kein konkretes Beispiel für einen Botschafter am Vatikan, der den Freimaurern angehöre. Weiter sagte Bisi, unter den Freimaurern gebe es selbstverständlich auch Katholiken. Einzige Bedingung sei der Glaube an ein "höheres Wesen".

Die katholische Kirche sieht die Freimaurer kritisch. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) schuf zwar mit der "Erklärung über die Religionsfreiheit" eine Basis des Austauschs. Aber noch 1983 bekräftigte der damalige Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, dass sich katholische Mitglieder einer Loge "im Stand der schweren Sünde" befinden und deswegen vom Kommunionempfang ausgeschlossen sind. Die Prinzipien der Freimaurerei seien "unvereinbar mit der Lehre der Kirche". (KNA)