Brandanschlag als Protest gegen Papstbesuch in Chile

"Du bist nicht willkommen, Papst Franziskus"

Veröffentlicht am 13.11.2017 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 
"Du bist nicht willkommen, Papst Franziskus"
Bild: © KNA
Kriminalität

Santiago de Chile ‐ Radikale Mapuche machen die Kirche in Chile für Repressionen gegen ihr Volk mitverantwortlich. Bisher richtete sich ihre Wut hauptsächlich gegen Gebäude. Doch das ändert sich vor dem Papstbesuch.

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Wenige Wochen vor dem Papstbesuch in Chile haben Unbekannte einen Regionalbus in Brand gesetzt und eine Protestbotschaft gegen Franziskus hinterlassen. Wie chilenische Medien (Wochenende) berichteten, stoppten vier bewaffnete vermummte Männer den Bus in Ercilla in der Unruheprovinz La Araucania und zwangen den Fahrer zur Übergabe. Wenig später sei das Fahrzeug ausgebrannt gefunden worden. Am Tatort wurden laut örtlichen Medienberichten zwei handgeschriebene Bekennerschreiben gefunden.

"Feuer für die Kirchen. Du bist nicht willkommen in La Araucania, Papst Franziskus" und "Freiheit für Daniel Melinao und die Mapuche-Gefangenen - Politiker raus", habe darauf gestanden, berichtet "Radio Temuco". Ein offizielles Bekennerschreiben fehlt bislang. Chilenische Medien machen radikale Mapuche für den Anschlag verantwortlich. Der Mapuche-Konflikt überschattet auch die Präsidentschaftswahl am kommenden Sonntag.

Nicht die ersten Angriffe auf die Kirche

In der Vergangenheit gab es immer wieder Brandanschläge auf kirchliche Einrichtungen, zu denen sich radikale Mapuche bekannten. Zuletzt wurden im September in La Araucania zwei katholische sowie eine evangelische Kirche zum Ziel der Brandstifter. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden wurden in der Nähe der Tatorte jeweils Bekennerschreiben von radikalen Mapuche gefunden. Die Gruppe "Weichan Auka Mapu" begründete sie damit, dass Kirchenvertreter mitverantwortlich für Repressionen gegen die Mapuche seien.

Staatspräsidentin Bachelet hat sich vor wenigen Wochen für das historische Unrecht entschuldigt, das den Mapuche in der jüngsten Geschichte widerfahren sei, und zu einem Dialog eingeladen. Die Mapuche sind die Ureinwohner im Süden von Chile und Argentinien. Die Mapuche zählen zum ärmsten und am wenigsten gebildeten Teil der Bevölkerung. Nach der chilenischen Unabhängigkeit 1818 begann in den 1860er Jahren ihre Entrechtung: Einmarsch der Armee, Enteignung, Niedergang der eigenen Tradition und Sprache.

Erst vor einigen Jahren setzte bei den Mapuche eine Rückbesinnung auf die eigene Kultur und Identität ein. Eine kleine Minderheit radikalisierte sich. Die Mapuche zählen zum ärmsten und am wenigsten gebildeten Teil der Bevölkerung. Papst Franziskus wird im Januar Chile besuchen. (bod/KNA)