Bruder Papst zwischen Fundamentaltheologie und Al Bano
Die Woche begann für Franziskus mit einem Beratungsmarathon: Sechs Stunden lang erörterte er am Montag mit seinem Kardinalsrat, der ihn bei der Kurienreform berät, Umbau und Neuausrichtung mehrerer vatikanischer Einrichtungen.
Und am Dienstag tagte er gleich nochmal mehr als vier Stunden mit diesem Gremium, dem auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx angehört. In den bis Mittwoch dauernden Beratungen ging es vor allem um die Behörden, die für den Klerus, das katholische Bildungswesen, die Ortskirchen in den ehemaligen Missionsgebieten und die Kultur zuständig sind. Nach mehr als viereinhalb Jahren steht die Kurienreform kurz vor ihrem Abschluss. Viele Journalisten würden besonders gerne beim Kardinalsrat einmal Mäuschen spielen. Denn nach außen dringt abgesehen von den dürren Mitteilungen von Pressesprecher Greg Burke nur wenig über diese Beratungen. So war es auch diesmal.
Fundamentaltheologie von Franziskus "vom Nagel zum Schlüssel"
Fern blieb Franziskus den Beratungen des Kardinalsrates nur während seiner wöchentlichen Generalaudienz am Mittwoch. Hier erinnerte der Papst daran, dass jeder Katholik sonntags die Messe besuchen sollte; das für ihn persönlich vermutlich Bedeutsamste an diesem Tag sparte er allerdings aus: Seine Priesterweihe vor genau 48 Jahren, am 13. Dezember 1969.
Am Mittwochnachmittag hatte dann einer der wichtigsten Mitarbeiter des Papstes seine Freiluft-Premiere: Der neue Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation Luis Francisco Ladaria trat erstmals seit seinem Amtsantritt im August öffentlich auf. Als Kulisse hatte sich Ladaria seine alte Wirkungsstätte als Theologie-Professor gewählt, die päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Anlass war die Vorstellung eines Buches, das den amtierenden Papst unter einem bislang wenig beachteten Gesichtspunkt analysiert: "Vom Nagel zum Schlüssel: Die Fundamentaltheologie von Franziskus", lautet sein Titel. Hierbei zitierte Ladaria Joseph Ratzinger: nicht der Theologe ist Subjekt der Theologie, sondern Gott. Die Botschaft des Spaniers, der von Benedikt XVI. einst zum Sekretär der Glaubenskongregation und von Franziskus im August zum Nachfolger von Kardinal Gerhard Ludwig Müller gemacht wurde, lautete: Kontinuität.
Am Donnerstag registrierten Beobachter zwei Namen in der Pressemitteilung über die Audienzen des Papstes besonders aufmerksam: Kardinal Sean Patrick O'Malley und Kardinal Kurt Koch. Bostons Erzbischof O'Malley ist zugleich Vorsitzender der päpstlichen Kinderschutzkommission, deren dreijährige Probezeit an diesem Wochenende ausläuft. Bereits seit einigen Wochen rätseln Beobachter, wie es danach weitergehen könnte. Zum Inhalt des Gesprächs machten weder der Vatikan noch O'Malley Angaben. Auch im Fall von Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ist, blieben nur Spekulationen: Plant der Papst nach dem Ende des Reformationsjahres womöglich doch noch eine gerade in Deutschland von vielen erhoffte Initiative zum evangelisch-katholischen Dialog?
Kürzlich wurde eine Meditation von Franziskus unter dem dem italienischen Titel "La felicita in questa vita" als Buch veröffentlicht, zu Deutsch "Das Glück in diesem Leben". Ob Franziskus auch den Welthit "felicita" von Al Bano und Romina Power kennt, ist hingegen nicht bekannt. Aber am Freitag dürften ihn zumindest einige italienische Mitarbeiter des Papstes vor sich hin gesummt haben. Denn der Papst begrüßte Al Bano im Apostolischen Palast. Der italienische Schlagersänger gehört zu den Interpreten des traditionellen vatikanischen Weihnachtskonzerts, die Franziskus zu einer Audienz empfing. Zum Konzert selbst wird er wie auch seine Vorgänger nicht gehen.
Wie ein alter Kumpel
Und dann wurde es zum Schluss der Woche noch richtig familiär im Apostolischen Palast: Boliviens Präsident Evo Morales kam am Freitag zu Besuch. Der Linkspopulist hatte den Papst bereits 2015 in Bolivien wie einen alten Kumpel umarmt. Diesmal begrüßte er Franziskus mit den Worten: "Guten Tag Bruder Papst Franziskus". Der Papst selbst nannte ihn beim Vornamen "Evo!"