Pilotversuch in Pariser Gemeinde startet am Sonntag

Erzbistum Paris testet kontaktloses Zahlen für Kollekte

Veröffentlicht am 19.01.2018 um 14:30 Uhr – Lesedauer: 
Technik

Paris ‐ Bald könnte es in französischen Klingelbeuteln nicht mehr klingeln: Das Erzbistum Paris startet einen Pilotversuch mit einem elektronischen Kollektenkorb – Gläubige können kontaktlos spenden.

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Das Erzbistum Paris testet in einem Pilotversuch kontaktlose Zahlung mit Kreditkarten bei der Kollekte im Gottesdienst. Am Sonntag wird in einer Pariser Pfarrkirche erstmals ein "vernetzter Kollektenkorb" eingesetzt, wie das Erzbistum in einer Pressemeldung mitteilt. Das dafür verwendete Gerät besteht aus einem Smartphone und einem Kartenlesegerät, die in einen Korb eingelassen sind. Auf dem Touchscreen können die Gottesdienstbesucher einen Spendenbetrag zwischen 2 und 10 Euro auswählen.

Der Pfarrer Didier Duverne, in dessen Gemeinde im 16. Pariser Arrondissement der Pilotversuch stattfindet, betont im Gespräch mit der Zeitung "Le Parisien", dass das Ziel der elektronischen Kollekte nicht die Erhöhung des Spendenaufkommens sei. "Dahinter steckt kein ökonomisches Interesse. Wir wollen uns auf eine Zukunft vorbereiten, in der die Leute kein Bargeld mehr eingesteckt haben, nicht mal für das Baguette beim Bäcker um die Ecke." Der 58-jährige Priester ist begeistert von der Neuerung: "Mir gefällt das sehr, das ist eine tolle Spielerei." Auch die Gemeindemitglieder seien sehr aufgeschlossen. Das sieht auch der Fundraising-Direktor des Erzbistums, Christophe Rousselot, so: "Die Kirche hat gar keinen Grund, nicht auf den Zug der Moderne aufzuspringen."

Anonym und einfach

Das kontaktlose Spenden mit Karten sei "einfach und für alle zugänglich möglich", die Handhabung ähnele der gewohnten Kollekte stark und würde daher im Gottesdienst auch nicht stören, so die Erzdiözese in ihrer Pressemitteilung. Der Bezahlvorgang dauere nur eine Sekunde. Den genauen Ablauf erläutert der Fundraiser Rousselot gegenüber "Le Parisien": "Die Körbe werden nach der Messe in die Sakristei gebracht, wo die über das Gerät erhobenen Daten an einen Server geschickt werden, der die Daten verarbeitet und dafür sorgt, dass die Spenden spätestens am Folgetag vom Konto eingezogen werden." Dabei werde die Transaktion anonymisiert: "Weder die Pfarrei noch die Priester erfahren die Namen der Spender." Entwickelt wurde das System von einem mittelständischen Unternehmen aus dem Südosten Frankreichs.

Fünf elektronische Kollektenkörbe sind ab Sonntag in der Pfarrei St. Franziskus neben herkömmlichen Klingelbeuteln im Einsatz. Bereits seit 2016 nutzen einige Pfarreien des Erzbistums zudem die Smartphone-App "La Quête" ("Kollekte"). 79 Prozent der Einnahmen der Kirche von Paris bestehen aus Spenden der Gläubigen, 14 Prozent davon werden im Rahmen der Kollekte in den Gottesdiensten gesammelt.

In Deutschland gibt es bislang keine Möglichkeit, in der Messe bargeldlos zur Kollekte beizutragen. Im Einsatz sind allerdings in einigen Kirchen elektronische Opferstöcke, die Spenden per Bankkarte ermöglichen. Der erste in einer katholischen Kirche wurde 2006 im Bonner Münster in Betrieb genommen. Seit 2016 kann man auch den traditionellen "Peterspfennig" zur Unterstützung des Papstes auf einer Webseite des Vatikans per Kreditkarte entrichten. (fxn)