Richterin im Libanon erhält öffentliches Lob für Urteil

Christen beleidigt: Ungewöhnliche Strafe für Muslime

Veröffentlicht am 12.02.2018 um 10:55 Uhr – Lesedauer: 
Justiz

Tripolis ‐ Weil drei junge Muslime den christlichen Glauben beleidigt haben, standen sie im Libanon vor Gericht. Die Richterin kam zu einem überraschenden Urteil - und wurde dafür öffentlich gelobt.

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Wegen Beleidigung des Christentums müssen drei Muslime im Alter zwischen 16 und 18 Jahren Koranverse über Maria und Jesus auswendig lernen. Ein entsprechendes Urteil fällte die zuständige Richterin am Bezirksgericht Tripolis, wie arabische Medien (Sonntag) berichteten. Damit sollten die jungen Männer über die Toleranz des Islam und die Wertschätzung Marias belehrt werden.

Sie ordnete an, dass die jungen Männer freigelassen werden unter der Bedingung, dass sie Teile der dritten Koran-Sure "Al-Imran" auswendig lernen. In dem Text mit 200 Versen geht es unter anderem um Gottes Verheißung an Maria sowie um Jesus als Gesalbten. Das Gesetz sei eine Schule und nicht nur ein Gefängnis, habe die Richterin ihr Urteil begründet.

Mehrere libanesische Politiker, darunter Ministerpräsident Saad Hariri, lobten das Urteil als Lehrstück für Toleranz und gegenseitigen Respekt zwischen den Religionen. Nach dem libanesischen Strafgesetz können Akte der Blasphemie oder Verletzung religiöser Gefühle mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden. (KNA)