Für Erzbischof Fernández gibt es kein Zurück hinter derzeitigen Papst

Papstvertrauter: Franziskus hat Papstamt entmythologisiert

Veröffentlicht am 16.03.2018 um 13:43 Uhr – Lesedauer: 
Papst

Buenos Aires ‐ Erzbischof Víctor Manuel Fernández kennt den Papst seit vielen Jahren und gilt als sein Vertrauter. Nun hat der Argentinier über das Pontifikat von Franziskus und dessen "Superhelden"-Status gesprochen.

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Für den argentinischen Erzbischof Víctor Manuel Fernández hat das Pontifikat von Papst Franziskus eine "unumkehrbare Entmythologisierung des Papstamtes" eingeläutet. Franziskus "möchte kein Superheld sein", sagte Fernández am Donnerstag der in Buenos Aires erscheinenden Tageszeitung "Clarín". Das lasse sich etwa daran ablesen, dass Franziskus selbst an der Kurie harsche Kritik an seiner Person zulasse und nicht mit Sanktionen drohe, so Fernández, der als enger Vertrauter des Papstes gilt. Franziskus habe der Figur des Papstes "den Nimbus des unverhältnismäßig Heiligen, des höheren und unberührbaren Wesens" genommen.

Fernández ist seit 2011 Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien in Buenos Aires. 2013 ernannte Franziskus den Theologen zum Titularerzbischof. Er gilt als theologischer Berater des Papstes und soll maßgeblichen Einfluss auf das nachsynodale Papstschreiben "Amoris laetitia" gehabt haben.

Ein Mann hält das Papstschreiben "Amoris laetitia" in der Hand
Bild: ©KNA

Im nachsynodalen Schreiben "Amoris laetitia" aus dem Jahr 2016 eröffnet Papst Franziskus in einer Fußnote die Möglichkeit des Kommunionempfangs von wiederverheirateten Geschiedenen im Einzelfall.

Der derzeitige Papst habe sich immer durch eine extreme Genügsamkeit ausgezeichnet: Schon als Erzbischof von Buenos Aires "machte er keinen Urlaub, sparte nicht und gab weder Geld für Kleidung noch für persönliche Vergnügen aus", verriet Fernández im Interview. Charakteristisch für Franziskus sei ebenso seine Nähe zu den Menschen. Er sei wie ein "Vater, der mit dem Schmerz der Kinder leidet". Ein neuer Pontifex könne dahinter nicht mehr zurück, glaubt Fernández: Es sei unvorstellbar, dass nach Franziskus ein Papst komme, der verurteile, mit Macht und Reichtum prahle, nicht zum Dialog mit allen bereit sei und die Schwachen dieser Welt ignoriere.

In konservativen Kreisen habe das Pontifikat von Franziskus für große Aufregung gesorgt. Einige hielten "Franziskus für einen Häretiker", da er den Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen ermöglicht habe, so Fernández. Die Gegner des Papstes seien hautsächlich im Internet aktiv und eine kleine Minderheit. Es handele sich bei ihnen jedoch um Laien "einiger geistlicher Gemeinschaften" und Gläubigen aus den "Machtzentren der Kirche".

Angesichts des Missbrauchsskandals in der Kirche sagte Fernández, dass die Fürsorge für Arme und Schwache ein wesentlicher Bestandteil des Verständnisses des Priestertums von Franziskus sei. Der Papst würde niemals einen Unschuldigen in Mitleidenschaft ziehen, um die Institution zu retten oder den Schein zu wahren. Das wäre "gegen seine höchsten persönlichen Überzeugungen". (rom)