Handreichung sei ein "wohldurchdachtes Dokument"

Theologe Seewald kritisiert Bischofsstreit zur Kommunion

Veröffentlicht am 12.04.2018 um 11:52 Uhr – Lesedauer: 
Theologie

Freiburg/Bonn ‐ Der Theologe Michael Seewald nennt die Eucharistie-Handreichung der deutschen Bischöfe ein "wichtiges Dokument". Es gehe dabei nicht um eine andere Lehre sagt er - und zieht Parallelen zum Ehesakrament.

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Der Münsteraner Theologe Michael Seewald hat im Streit der deutschen Bischöfe um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner die Mehrheitsposition verteidigt. Die geplante Handreichung, wonach konfessionsverschiedene Ehepartner in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden könnten, sei kein "theologischer Blindflug, sondern ein wohldurchdachtes Dokument", schreibt Seewald in einem Gastbeitrag für die in Freiburg erscheinende Zeitschrift "Christ in der Gegenwart".

Entscheidend sei dabei, "dass die Handreichung keine neue Lehre erfindet, sondern dogmatische Spielräume nutzt", ergänzte der 30-jährige Priester und jüngste deutsche Professor für Dogmatik. Anders als von einer Minderheit der Bischöfe befürchtet, versuche das Papier keineswegs, "der Kirche eine neue Sakramentenlehre oder eine andere Ekklesiologie unterzuschieben". Seewald verweist auf Parallelen zum katholischen Verständnis des Ehesakraments: Auch Paare mit einem evangelischen und katholischen Partner könnten sich dieses gegenseitig spenden. "Warum sollte diese sakramental qualifizierte Teilhabe an der Sendung der Kirche dann plötzlich dort ihre Grenzen finden, wo es um den Empfang der Eucharistie geht?", fragt der Theologe.

Seewald: Bischofskonferenz als Verlierer der Auseinandersetzungen

Unabhängig davon, ob und wie sich Rom positionieren wird, sieht Seewald die Deutsche Bischofskonferenz insgesamt als Verlierer der Auseinandersetzungen. Den Bischöfen sei es nicht gelungen, sich untereinander "ohne Appell an die Zentralautorität" auf eine Lösung zu verständigen. Dazu aber brauche es eine "Kultur des wechselseitigen Vertrauens" und der "intellektuellen Offenheit", so der Theologe.

Bild: ©privat

Michael Seewald ist seit 2017 Inhaber des Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Münster.

Die sieben Erzbischöfe und Bischöfe von Köln, Bamberg, Görlitz, Passau, Augsburg, Regensburg und Eichstätt hatten sich gegen das von der Bischofskonferenz mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedete und bisher noch nicht veröffentlichte Papier zum Kommunionempfang gewandt. In einem Brief baten sie den Vatikan um Klärung, ob dieser Beschluss rechtmäßig ist und ob eine nationale Bischofskonferenz über diese Frage alleine entscheiden kann. Nach Bekanntwerden des Briefes erklärten einige der Bischöfe ihre Beweggründe.

Verteidigt wurde das Vorgehen der Bischöfe vom Freiburger Theologen Helmut Hoping. Es sei "ganz normal, denn jeder Ortsbischof hat das Recht, sich an den Heiligen Stuhl zu wenden und um eine Klärung in einer Frage zu bitten, die auch die Einheit von Lehre und Pastoral betrifft", sagte er dem Kölner Bistumssender Domradio in der vergangenen Woche. Außerdem begrüße er den Brief, "weil erstens der theologische Status der Deutschen Bischofskonferenz bis heute nicht abschließend geklärt ist und zweitens hier ja eine Materie berührt ist, bei der es durchaus um Lehrfragen geht".

Hoping: Würde konfessionsverschiedene Paare nie wegschicken

Dass jetzt sieben der 27 Diözesanbischöfe an den Vatikan geschrieben hätten, sei "meines Erachtens die Konsequenz einer nicht sehr gut vorbereiteten und auch mit Rom nicht abgestimmten Aktion des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz", so Hoping weiter. Er selbst würde konfessionsverschiedene Paare niemals wegschicken und ihnen die Eucharistie nicht verweigern, ergänzte der Theologe, zumal es auch "wirklich nur wenige Fälle" seien. Man müsse diesen Beschluss der Bischofskonferenz aber auch in einem weiteren Kontext sehen, denn man könne schon den Eindruck gewinnen, "dass über Einzelfallentscheidungen versucht wird, die Lehre zu verändern".

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, war erst im Nachhinein über den Brief informiert worden und wies die Kritik seiner Amtsbrüder zurück. Er äußerte sich in einem Schreiben an die Unterzeichner, das auch an alle anderen deutschen Bischöfe ging, verwundert darüber, dass die Kritiker "trotz der ausführlichen und auch kontroversen Aussprache in der Vollversammlung und des mit weit überwiegender Mehrheit der Mitglieder der Bischofskonferenz gefassten Beschlusses" weiterhin so große Zweifel hätten. (bod/KNA)