Jesuiten-Morde werden neu untersucht
Fast 29 Jahre nach der Ermordung von sechs Jesuiten und zwei ihrer Mitarbeiterinnen in El Salvador wird der Fall neu aufgerollt. Wie lateinamerikanische Medien berichteten, ordnete ein Gericht in San Salvador die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen die mutmaßlichen Auftraggeber an. Die Generalstaatsanwaltschaft sei aufgefordert worden, einen neuen Antrag gegen die Beschuldigten vorzulegen, hieß es. "Das ist eine gute Nachricht, und wir hoffen, dass nun endlich für Gerechtigkeit gesorgt werden kann", wird ein Anwalt des Jesuitenordens zitiert. Die Bluttat vom 16. November 1989 löste weltweit Entsetzen aus.
Damals war ein Kommando der Streitkräfte in die Zentralamerikanische Universität UCA gestürmt, zu der Zeit ein Zentrum der lateinamerikanischen Befreiungstheologie. Sechs jesuitische Theologen, eine Haushälterin und deren 15-jährige Tochter wurden ermordet. Bei fünf Jesuiten handelte es sich um Spanier. Sie hatten sich zuvor für die Beendigung des salvadorianischen Bürgerkrieges eingesetzt. Ihr Wortführer, der einflussreiche Philosophieprofessor Ignacio Ellacuria, sympathisierte politisch mit den linken Rebellen, ohne jedoch deren Weg der Gewalt zu befürworten. Ellacuria spielte auch eine wichtige Rolle in teilweise geheimen Friedensverhandlungen zwischen der Guerilla und der salvadorianischen Regierung.
Linktipp: Ein Mord, der ganz Amerika erschütterte
1989 hieß der berühmteste Jesuit Lateinamerikas Ignacio Ellacuria. Am 16. November 1989 wurde der Pater ermordet. Gemeinsam mit ihm wurden fünf weitere Jesuiten sowie zwei weibliche Angestellte getötet. (Artikel aus dem Jahr 2014)Warum die Jesuiten sterben mussten, konnte bis heute nicht vollständig geklärt werden. Fest steht, dass Soldaten einer von amerikanischen Ausbildern geschulten Eliteeinheit der Armee die grausame Tat verübten, sie aber als einen nächtlichen Überfall der linken Guerillatruppe FMLN tarnten. Der politische Mord bewirkte das Gegenteil von dem, was die Urheber beabsichtigt hatten: Die Regierung konnte den Verdacht nie ganz abschütteln, dass Verteidigungsminister Rene Emilio Ponce die Tat befohlen hatte und geriet so stark unter Druck, dass sie den folgenden, nun offiziellen Friedensverhandlungen mit der FMLN weitgehende Zugeständnisse machen musste.
Für die Tat wurde bislang ein Militärangehöriger zu 30 Jahren Haft verurteilt. Ein weiterer wurde an Spanien ausgeliefert, wo derzeit ein Gerichtsverfahren gegen ihn läuft. Der Jesuitenorden setzt sich bereits seit Mitte 2016 für eine Wiederaufnahme des Strafverfahrens ein. Damals erklärte das Verfassungsgericht El Salvadors ein Amnestiegesetz aus dem Jahr 1993 für verfassungswidrig, das eine Verfolgung der Täter weitgehend verhinderte. (luk/KNA)