Evangelikale in Brasilien provozieren Muslime und den Staat

Jesus-Graffiti sorgen für Schlägerei in Rio

Veröffentlicht am 27.04.2018 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 
Brasilien

Rio de Janeiro ‐ Erst protestierte die "Pfingstkirche Generation Jesus Christus" gegen den Islam, dann gegen den Staat. Die Folge: eine Auseinandersetzung mit der Polizei, bei der auch Schlagstöcke zum Einsatz kamen.

  • Teilen:

Mindestens zwölf Anhänger einer evangelikalen Kirche sind laut Medienberichten in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) in Rio de Janeiro bei einem Tumult mit der Polizei verletzt worden. Die Polizei bezichtigte die Gruppe, in einem öffentlichen Park Graffiti mit Jesus-Botschaften an Wände gesprüht zu haben. Daraufhin kam es auf einer Polizeiwache im Stadtteil Copacabana zu Auseinandersetzungen zwischen den Evangelikalen und der Polizei, die Schlagstöcke einsetzte.

Die Graffiti mit der Botschaft "Bibel Ja. Verfassung Nein. Jesus kommt im Jahr 2070 zurück" finden sich bereits an mehreren Orten des gesamten Stadtgebietes. Dafür verantwortlich sind Mitglieder der "Pfingstkirche Generation Jesus Christus" aus Rio. Die Donnerstagnacht aufgegriffene Gruppe verneinte jedoch, für die Graffiti in dem Park in Copacabana verantwortlich zu sein. Nach dem Tumult wurden zwölf Verletzten in einem Krankenhaus behandelt. Die Polizei kündigte eine interne Untersuchung des Vorfalls an.

Im August bereits Protestmarsch gegen den Islam

Die "Pfingstkirche Generation Jesus Christus" war bereits im vergangenen August aufgefallen. Damals führten sie in Copacabana einen Protestmarsch gegen den Islam durch, wobei sie Moslems als "Mörder", "Pädophile" und "Terroristen" beschimpften. Daraufhin wurde Tupirani da Hora Lores, der die Kirche 1999 gegründet hatte, wegen religiöser Intoleranz verurteilt.

Davor war Lores 2009 wegen der Verbreitung verunglimpfender Videos verurteilt worden. Darin hatte er den Islam und den Spiritismus diffamiert. Im Jahr 2012 folgte eine weitere Verurteilung, nachdem er Priester afrobrasilianischer Religionen als "Schwule" beschimpft hatte. Er selbst bezeichnet sich nach dem Propheten Elija aus dem Alten Testament als der "letzte Elias".

Die Kirche hat ihren Sitz in einem Armenviertel im Zentrum von Rio. Sie wirbt mit Sprüchen wie "Generation von Märtyrern - wir lehren wie man für Christus stirbt". Die Mitglieder glauben, dass Israel im Jahre 2070 in einen Krieg verwickelt wird, in dessen Verlauf Jesus Christus zurück auf die Erde kommt. Medien schätzen, dass die Kirche rund 200 Anhänger in Rio hat. Angeblich versucht sie derzeit, einen Ableger im Ausland aufzubauen. (KNA)