Chilene Juan Carlos Cruz zu Gast bei Franziskus

Papst sprach zweieinhalb Stunden mit Missbrauchsopfer

Veröffentlicht am 30.04.2018 um 09:40 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Er wolle dem Papst das Schreckliche berichten, das er durchgemacht habe, sagte Missbrauchsopfer Juan Carlos Cruz vor rund zwei Wochen. Nun hat Cruz Franziskus getroffen - und ist "bewegt".

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Papst Franziskus hat seine Gespräche mit Missbrauchsopfern aus Chile am Sonntag fortgesetzt. Eine Unterredung mit Juan Carlos Cruz dauerte nach dessen Angaben mehr als zweieinhalb Stunden. "Ich bin bewegt", schrieb Cruz anschließend auf Twitter. Der Papst habe mit großem Respekt und Zuneigung zugehört. Zu den Inhalten machte Cruz keine näheren Angaben. Es sei um "viele Themen" gegangen. Im Blick auf die katholische Kirche äußerte er Zuversicht, auch wenn vor ihr eine "enorme" Aufgabe liege.

Franziskus hatte drei Opfer des wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten chilenischen Priesters Fernando Karadima für mehrere Tage in den Vatikan eingeladen, um deren Erfahrungen zu hören. Die Themen und die Dauer der Unterredungen überließ er nach vatikanischen Angaben den drei Männern, die während dieser Zeit auch in der päpstlichen Residenz Santa Marta wohnen. Hintergrund sind Vorwürfe gegen den heutigen Bischof Juan Barros, als geistlicher Zögling Karadimas von den Vergehen seines Mentors gewusst, ihn aber später vor Strafverfolgung geschützt zu haben.

So erklärte Cruz, Barros sei zugegen gewesen, als Karadima sich an ihm verging. Franziskus hatte entsprechende Anschuldigungen erst als Verleumdung bezeichnet, räumte aber nach einer vom ihm in Auftrag gegebenen Ermittlung eine falsche Beurteilung der Sachlage ein. Für Mitte Mai bestellte er die chilenischen Bischöfe in den Vatikan ein, um über den Missbrauchsskandal zu beraten.

Cruz hatte vor dem Treffen mit Franziskus in einem Interview gesagt: "Ich werde dem Papst das Schreckliche berichten, was ich durchgemacht habe, als sie mich missbraucht haben." Zugleich sagte er der Tageszeitung "La Tercerca", dass er große personelle Veränderungen erwarte. Die chilenische Kirche stehe vor einem Erdbeben. Zwei Bischöfe hatten bereits angekündigt, dass sie zu einem Rücktritt bereit seien, um der Kirche im Land einen Neuanfang zu ermöglichen. (bod/KNA)