Ein satirischer Wochenrückblick von Thomas Jansen

Wie der Vatikan zum Literarischen Quartett wurde

Veröffentlicht am 05.05.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Warum man kein Latein mehr braucht, um den Papst zu verstehen, was Markus Söder mit dem Evangelisten Markus verbindet, und warum es keine Giselas mehr gibt, erklärt Thomas Jansen im satirischen Wochenrückblick.

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Ob Frauen, die Männer lieben, denen Martin Luther mehr bedeutet als der Papst, mit ihrem Schatz künftig gemeinsam die Kommunion empfangen können, ist am Ende dieser Woche weiter offen. Nach einem Stuhlkreis der deutschen Bischöfe im Vatikan ist aber zumindest eins klar: Das große Latinum brauchen Theologie-Studenten künftig wohl nicht mehr. Denn den einzigen lateinischen Satz, den sie bisher überhaupt noch verstehen mussten, kann man nach der Do-it-yourself-Heimwerker-Botschaft des Papstes an die deutschen Bischöfe getrost den Altphilologen überlassen: 'Roma locuta, causa finita' zu Deutsch: 'Rom hat gesprochen, der Drops ist gelutscht'. Künftig dürfte für Theologie-Studenten der Nachweis reichen, dass sie zwanzig alte Folgen des "Literarischen Quartetts" angeschaut haben. Diese Sendung pflegte Marcel Reich-Ranicki mit den Worten abzuschließen: "Und so sehen wir betroffen. Den Vorhang zu und alle Fragen offen".

Bleiben wir bei der ökumenischen Germanistik. Unter den am Donnerstag veröffentlichten Top Ten der beliebtesten Vornamen in Deutschland sind leider nur noch zwei Namen, die knall-katholisch sind: Maximilian und Maria. Doch wo sind die Mechthilds, Walburgas, Giselas und Winfrieds geblieben? Ganz offensichtlich ist für sie kein Platz mehr in der coolen Welt von "Kita Sturmtüte", "Kindergarten Mischpoke" und "Bambini Oase". Selbst in ihrem letzten verbliebenen natürlichen Verbreitungsgebiet, der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), sind sie mittlerweile vom Aussterben bedroht. Immerhin: Zumindest die Herren Ritter vom Malteserorden haben in dieser Woche Gespür für klangvolle Namen bewiesen und wählten als neuen Großmeister einen Italiener namens Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto zu Deutsch: Jakob vom Turm des Tempels von Sanguinetto.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch einem Mann noch nachträglich gratulieren, der selbst in Italien allenfalls Marco Fontana heißen würde: Markus Söder. Sein Vorname hat es zwar nicht unter die Top Ten der beliebtesten Vornamen geschafft, aber er hatte am 25. April Namenstag. Der Ministerpräsident des Freistaats Bayern und sein Namenspatron, der Evangelist Markus, haben immerhin eins gemeinsam: Beide werde in der christlichen Ikonographie mit einem Löwen an der Seite dargestellt. Mit seiner Pranke hält der Löwe des Evangelisten bislang allerdings nur ein Buch, kein Kreuz. Herr Söder, vielleicht hätten Sie ja noch eins übrig?

Doch Schluss mit solchen Kreuz-Wort-Rätseln: Es ist Zeit, das letzte Wort zu sprechen. Markus Söder hätte es gerne, Papst Franziskus will es nicht mehr, also geben wir es doch Thomas Schmitt. Wie sagte der Kölner Messgewand-Händler doch gleich im katholisch.de-Interview: Früher war mehr Spitze.

Von Thomas Jansen

Themenseite "War's das?!"

"War's das?!" fragt katholisch.de in seinem satirischen Wochenrückblick. Im Wechsel lassen verschiedene Autoren freitags die zu Ende gehende Woche Revue passieren. Mit einem Augenzwinkern blicken sie auf Kurioses und Bemerkenswertes in der katholischen Welt zurück.