Cap-Anamur-Gründer posthum geehrt

Denkmal für Rupert Neudeck enthüllt

Veröffentlicht am 12.05.2018 um 16:25 Uhr – Lesedauer: 
Humanitäre Hilfe

Troisdorf/Bonn ‐ Ob das Denkmal dem "radikal selbstlosen" Rupert Neudeck gefallen hätte? Zwei Jahre nach seinem Tod wurde es nun enthüllt. Errichtet haben den Gedenkstein jene, die Neudeck alles zu verdanken haben.

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Ein Denkmal für den vor zwei Jahren gestorbenen Rupert Neudeck ist in seiner Heimatstadt Troisdorf enthüllt worden. Das auf einem Gedenkstein angebrachte Relief zeigt das Konterfei des Cap-Anamur-Gründers. Neudeck hatte in den 1970er Jahren maßgeblich zur Rettung tausender Vietnamesen beigetragen, die über das Südchinesische Meer geflohen waren, erinnerte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) bei einem Festakt am Samstag auf Burg Wissem in Neudecks Heimatstadt Troisdorf bei Bonn.

Schäuble bezeichnete Neudeck in seiner Ansprache als radikal selbstlos: "Rupert Neudeck hatte einen hohen moralischen Anspruch - zuerst an sich selbst. Und er lebte danach", sagte Schäuble laut Redemanuskript. "Kein Sparschwein war vor ihm sicher, Notleidende hatten Vorrang. Seine Konsequenz machte seine Glaubwürdigkeit aus." Dafür verdiene er auch posthum Ehrung.

Schäuble sieht weiteren Bedarf für humanitäre Einsätze

"Er bedauerte die Menschen nicht nur, wie viele in der westdeutschen Bevölkerung auch – er handelte", so Schäuble weiter. Neudeck habe gegen alle Widerstände ein Bewusstsein dafür wecken wollen, dass die Lage bedrohter Menschen nicht aussichtslos sein musste. Nach Schäubles Überzeugung hätte sich Neudeck aus persönlicher Bescheidenheit gegen ein Denkmal gewehrt. Aber es schaffe Öffentlichkeit und könne daher ganz in seinem Sinne als "Denkanstoß" und "Inital" wirken. "Für humanitäre Einsätze gibt es auch weiterhin Bedarf", so Schäuble.

Der Journalist Rupert Neudeck.
Bild: ©KNA

Der Journalist und Aktivist Rupert Neudeck ist im Mai 2016 gestorben. Mit seiner Hilfsorganisation Cap Anamur organisierte er in den 1970er Jahren die Rettung tausender vietnamesischer Bootsflüchtlinge.

Rupert Neudeck war am 31. Mai 2016 verstorben. Der gebürtige Danziger hatte 1979 mit Unterstützung des Schriftstellers Heinrich Böll (1917-1985) und seiner Frau Christel das Komitee "Ein Schiff für Vietnam" gegründet, das bis 1982 mehr als 11.000 "boat people" im Chinesischen Meer rettete. Daraus ging 1982 das Komitee Cap Anamur/Deutsche Notärzte hervor. 2002 rief der Journalist die interreligiöse Organisation "Grünhelme" ins Leben, in der sich junge Handwerker verpflichten, beim Aufbau von Häusern, Dörfern oder zerstörten Wasserleitungen in Krisengebieten zu helfen.

Die Kosten für das Denkmal in Troisdorf wurden nach Angaben der Stadt von ehemaligen vietnamesischen Flüchtlingen in Deutschland getragen. Zu den Rednern bei der Enthüllung gehörten unter anderen auch CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sowie Christel und Marcel Neudeck, Ehefrau und Sohn des Cap-Anamur-Gründers. (kim/KNA/dpa)

Linktipp: Ein Extremist in Sachen Nächstenliebe

Um die Welt besser zu machen, braucht es das Gleichnis des barmherzigen Samariters, mehr nicht. Davon war Rupert Neudeck überzeugt. Der katholische Glaube war Antrieb für seine radikale Nächstenliebe.