Schlüsselfigur bei der Aufhebung der Exkommunikation von Williamson

Kolumbianischer Kurienkardinal Hoyos gestorben

Veröffentlicht am 18.05.2018 um 09:00 Uhr – Lesedauer: 
Kolumbianischer Kurienkardinal Hoyos gestorben
Bild: © KNA
Tod

Vatikanstadt/Bogota  ‐ Er galt als Schlüsselfigur bei der Aufhebung der Exkommunikation von Traditionalistenbischof und Holocaustleugner Richard Williamson. Jetzt ist der emeritierte Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos tot.

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Der emeritierte kolumbianische Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos, früherer Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation, ist tot. Der am 21. Februar 1998 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannte kolumbianische Geistliche starb nach Angaben der Kolumbianischen Bischofskonferenz am Donnerstagmorgen in Rom im Alter von 88 Jahren. Wenige Stunden zuvor hatte die Bischofskonferenz via Twitter zu Gebeten für den erkrankten Kardinal aufgerufen.

Castrillon Hoyos galt als eine Schlüsselfigur im Skandal um die Aufhebung der Exkommunikation des Holocaustleugners und Traditionalistenbischofs Richard Williamson durch Papst Benedikt XVI. im Januar 2009. Williamson, der damals der Piusbruderschaft angehörte, hatte 2008 in einem in Zaitzkofen bei Regensburg geführten Interview mit einem schwedischen Fernsehsender die Zahl der von den Nazis ermordeten Juden auf höchstens 300.000 beziffert und die Existenz von Gaskammern bestritten. Er stand deshalb in Deutschland wegen Volksverhetzung vor Gericht.

Nicht gewusst oder bewusst unterschlagen?

Hoyos war zu dieser Zeit als Präsident der päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei" für den Dialog mit den Piusbrüdern zuständig. Er selbst hatte stets bestritten, schon vor der Aufhebung der Exkommunikation von der Holocaustleugnung durch den Briten Williamson gewusst zu haben. Aus Vatikankreisen hieß es dagegen, Hoyos habe vor seiner Pensionierung das Schisma beenden wollen und deswegen womöglich die Äußerungen Williamsons unterschlagen.

Bild: ©picture alliance/Photoshot

Bischof Richard Williamson, ehemaliges Mitlglied der traditionalistischen Pisbruderschaft, bei seiner Ankunft am Flughafen Heathrow (England), nachdem er 2009 aus Argentien ausgewiesen wurde.

Ein weiteres Mal machte der kolumbianische Kardinal 2010 auf dem Höhepunkt des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche von sich reden. Damals tauchte ein Schreiben aus dem Jahr 2001 in den Medien auf, in dem er einem französischen Bischof dazu gratulierte, einen des sexuellen Missbrauchs beschuldigten Priester nicht der staatlichen Justiz gemeldet zu haben. Castrillon Hoyos galt in Kolumbien als enger Vertrauter des ehemaligen rechtskonservativen Präsidenten Alvaro Uribe (2002-2010).

Zehn Jahre lang Chef der Kleruskongregation

1929 in Medellin geboren, studierte Castrillon in seiner Heimat Kolumbien und an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Theologie mit Schwerpunkten in Kirchenrecht, Religionssoziologie, Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsethik. 1952 empfing er in Rom die Priesterweihe. Nach verschiedenen seelsorgerischen Aufgaben in seiner Heimatdiözese wurde er 1966 Generalsekretär der Kolumbianischen Bischofskonferenz. Zudem lehrte er Kirchenrecht an der "Universita Civile Libera" in Medellin.

Papst Paul VI. (1963-1978) ernannte Castrillon 1971 zum Bischof und Koadjutor von Pereira. Diesen Bischofssitz übernahm er 1976. Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM wählte ihn 1983 zum Generalsekretär und 1987 für vier Jahre zu seinem Präsidenten. 1992 übertrug Johannes Paul II. (1978-2005) ihm die Leitung des Erzbistums Bucaramanga; vier Jahre später berief er Castrillon an die Spitze der Kleruskongregation in den Vatikan, wo er bis 2006 für einen großen Teil der mehr als 250.000 katholischen Weltpriester zuständig war. Dem Kardinalskollegium gehörte Castrillon seit 1998 an. (bod/KNA)