Chile: Priester erhebt Vorwürfe gegen Papstbotschafter
In Chile hat ein katholischer Geistlicher Vorwürfe gegen den Päpstlichen Nuntius, Erzbischof Ivo Scapolo, sowie gegen Kardinal Ricardo Ezzati erhoben. Scapolo habe ihn nicht empfangen wollen, obwohl er ihn über Missbrauchsfälle informieren wollte, sagte der katholische Geistliche Villa Prat Sergio Diaz dem Sender "24 Horas".
Vorwürfe erhob der Pfarrer auch gegen Bischof Tomislav Koljatic aus Linares. Dieser sei nicht ans Telefon gegangen, als ihn ihn über Missbrauchsfälle habe unterrichten wollen. Er habe sich zudem per E-Mail an Ezzati gewandt, um ihn über das Verhalten des vatikanischen Botschafters zu informieren; darauf habe Ezzati nicht geantwortet. "Wie wollen sie so etwas nennen. Vertuschung", so der sichtlich bewegte Priester. Er vertraue nun in die Aufklärungsarbeit des Papstes.
Am Dienstag hatte der Vatikan darüber informiert, dass Papst Franziskus eine weitere Gruppe von Opfern des chilenischen Missbrauchsskandals treffen wird, die aus dem Umkreis des verurteilten Priesters Fernando Karadima stammen. Insgesamt soll die chilenische Delegation laut einem Medienberichten neun Personen umfassen. Sie besteht demnach aus fünf Geistlichen, die selbst Opfer von Missbrauch geworden sind, sowie zwei Priestern und zwei Laien, die mit dem Fall befasst gewesen seien. Mit dem Treffen, das bereits vor einem Monat vereinbart worden sei, wolle Franziskus seine Nähe zu den Opfern ausdrücken.
Einladung des Vatikan ein großer Trost
Die Einladung des Vatikan sei ein großer Trost und stimme ihn hoffnungsfroh, sagte einer der als Kind missbrauchten Geistlichen, Eugenio de la Fuente. "Die Einladung ist gedacht, damit wir unsere Erfahrung mit ihm teilen und dem Heiligen Vater dabei helfen, wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen", so de la Fuente weiter. Priester Alejandro Vial, ebenfalls eines der Opfer, erklärte: "Für uns ist es sehr wichtig zu helfen, damit es keine weiteren Missbrauchsopfer mehr gibt."
Der heute 87-jährige Karadima, der über Jahrzehnte zu den charismatischsten und einflussreichsten katholischen Geistlichen Chiles zählte, wurde des Missbrauchs für schuldig befunden. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, unter ihnen auch Juan Barros von Osorno, der von Opfern Karadimas der Mitwisserschaft beschuldigt wird. Papst Franziskus hatte solche Vorwürfe bei seinem Chile-Besuch im Januar noch als "Verleumdungen" bezeichnet, ehe er eine neue Untersuchung anordnete. Daraufhin beorderte der Papst die gesamte chilenische Bischofskonferenz nach Rom. Nahezu alle Bischöfe sollen ihren Rücktritt angeboten haben, um einen Neuanfang zu ermöglichen. (bod/KNA)