Kathedrale von Utrecht steht vor der Schließung

Wird diese Bischofskirche abgerissen?

Veröffentlicht am 29.05.2018 um 12:20 Uhr – Lesedauer: 
Niederlande

Bonn/Utrecht ‐ Dass Kirchen profaniert, verkauft und sogar abgerissen werden, ist heutzutage keine Seltenheit mehr. Aber gleich die Bischofskirche? Im Erzbistum Utrecht ist die Kathedrale jetzt von der Schließung bedroht.

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Die Sankt-Katharinen-Kathedrale von Utrecht könnte mittelfristig profaniert und verkauft werden. Wie die niederländische katholische Webseite "In Caelo et in Terra" am Montag berichtete, plant die Utrechter Stadtpfarrei Sankt Salvator, zu der die Kathedrale gehört, einen entsprechenden Antrag bei der Erzdiözese Utrecht zu stellen. Ausschlaggebend sei eine "finanzielle Notlage" der Pfarrei, die die Kosten für die Bischofskirche nicht mehr aufbringen könne. In den Niederlanden gehören Kathedralen mehrheitlich nicht den Diözesen, sondern denjenigen Pfarreien, auf deren Gebiet sie stehen. Sie müssen somit auch für die Instandhaltung sorgen. Einer Schließung muss dennoch der zuständige Diözesanbischof zustimmen.

Wie der Pfarrverband von Utrecht auf seiner Webseite angibt, verursacht die Katharinen-Kathedrale ein jährliches Defizit von mehr als 400.000 Euro, wobei die Instandhaltungskosten zu den wichtigsten Posten zählen. Die Pfarrei Sankt Salvator, die sowohl die Kathedrale als auch die Kirche St. Augustinus besitzt und nutzt, kann demnach nicht beide Kirchen offen halten. Da die Bischofskirche jedoch wesentlich höhere Kosten verursache, wolle man zu gegebener Zeit beantragen, dass der Utrechter Erzbischof, Kardinal Willem Eijk, einer Schließung und Profanierung der Kathedrale zustimmt. St. Augustinus gilt dann als potenzieller Nachfolger als Bischofskirche.

Kathedralen-Wechsel nichts Seltenes

Auch die Kirche in den Niederlanden hat mit Gläubigen- und Personalmangel zu kämpfen und reagiert darauf mit Gemeindezusammenlegungen, Kirchenschließungen und dem Verkauf von Immobilien. Dass der Bischofssitz in andere Kirchen verlegt wird, ist in den Niederlanden keine Seltenheit. In der Diözese Breda beispielsweise wurde die Kathedrale seit 1853 dreimal gewechselt. Die Diözese Groningen ließ im Jahr 1970 ihre Kathedrale St. Martin profanieren und später abreißen. Solche Prozesse ziehen sich vom Antrag für eine Schließung und Profanierung bis hin zum Kathedralen-Wechsel meist mehrere Jahre hin, was auch im Fall Utrecht zu erwarten ist.

Die im spätgotischen Stil errichtete Sankt-Katharinen-Kathedrale war ursprünglich Klosterkirche der Karmeliten und später der Johanniter und wurde 1560 fertiggestellt. Nur 20 Jahre später wurde das Gotteshaus als Folge der Reformation profaniert und diente anschließend säkularen Zwecken. Ab 1636 wurde es als protestantische Kirche wieder in gottesdienstlichen Gebrauch genommen. 1815 ging das Gotteshaus erneut in den Besitz der katholischen Kirche über, zunächst als Garnisonkirche, ab 1842 als Pfarrkirche. 1853 wurde Utrecht, wie schon im Mittelalter, Sitz eines katholischen Erzbischofs und die Katharinen-Kirche wurde zur Kathedrale erhoben. Die ehemaligen Konventsgebäude beherbergen heute ein Museum für niederländische Kirchengeschichte. (tmg)