Sonderbeauftragter fährt erneut nach Chile
Im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche in Chile schickt Papst Franziskus erneut zwei Sondergesandte in das lateinamerikanische Land. Der frühere vatikanische Chefstrafverfolger für Sexualdelikte und maltesische Erzbischof Charles Scicluna sowie der Kirchenjurist Jordi Bertomeu aus der Disziplinarabteilung der Glaubenskongregation sollen in den nächsten Tagen in das südchilenische Bistum Osorno reisen, wie der Vatikan am Donnerstag mitteilte.
Zweck des Aufenthalts sei, für die Missbrauchsopfer den "Prozess der Wiedergutmachung und Heilung" voranzubringen, erklärte der Leiter des Presseamts, Greg Burke. Zugleich kündigte Burke ein persönliches Schreiben des Papstes an die chilenischen Katholiken an. Der Brief werde dem Vorsitzenden der Chilenischen Bischofskonferenz, Militärbischof Santiago Silva, demnächst übersandt.
Bischof wird beschuldigt Missbrauch gedeckt zu haben
Leiter des Bistums Osorno ist Bischof Juan Barros, an dessen Person sich die jüngste Debatte über sexuellen Missbrauch durch Kleriker entzündete. Barros entstammt einem Kreis um den charismatischen Geistlichen Fernando Karadima, der 2011 vom Vatikan wegen sexueller Vergehen an Minderjährigen verurteilt wurde. Barros wird von Opfern beschuldigt, Zeuge der Taten gewesen zu sein, seinen geistlichen Mentor aber geschützt zu haben.
Scicluna und Bertomeu hatten bereits im Februar im Auftrag des Papstes Ermittlungen zum Umgang mit Missbrauchsfällen in Chile unternommen. Ihr 2.300 Seiten starker Bericht führte zur Einbestellung sämtlicher chilenischer Bischöfe in den Vatikan. Nach dem dreitägigen Treffen Mitte Mai boten 29 von 31 Bischöfen ihren Rücktritt an.
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In der vergangenen Woche waren in Chile erneut Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester bekannt geworden. In der Diözese Rancagua, etwa 80 Kilometer südlich der chilenischen Hauptstadt Santiago, sollen sich 14 Geistliche zu einer Vereinigung mit dem Namen "La Familia" zusammengeschlossen haben. Diese Organisation hat nach örtlichen Medienberichten dem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen gedient. Der Bischof von Rancagua, Alejandro Goic Karmelic, trat daraufhin vom Vorsitz des Nationalen Rates zur Prävention von Kindesmissbrauch zurück. Goic entschuldigte sich öffentlich, nicht bereits vor zwei Jahren entsprechenden Hinweisen nachgegangen zu sein. (rom/KNA)
31.5.2018, 15.15 Uhr: ergänzt um offizielle Informationen des Vatikan. /rom