Geistlicher soll Kinderpornografie besessen und weitergegeben haben

Vatikandiplomat wegen Kinderpornografie vor Gericht

Veröffentlicht am 09.06.2018 um 13:50 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Der Priester soll kinderpornografisches Material über einen kirchlichen PC heruntergeladen und weiterverbreitet haben. Jetzt erhebt die vatikanische Justiz Anklage. Auch der Termin der Gerichtsverhandlung steht.

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Ein früherer päpstlicher Diplomat kommt wegen Kinderpornografie im Vatikan vor Gericht. Nach Abschluss des Ermittlungsverfahrens erhob die vatikanische Justiz formell Anklage gegen den 50-jährigen Priester, wie das Presseamt des Heiligen Stuhls am Samstag mitteilte. Als Prozessbeginn sei der 22. Juni festgesetzt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft.

Auch Haftbefehl in Kanada

Die vatikanische Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Besitz und Weitergabe von Kinderpornografie vor. Erschwert werde der Tatbestand durch den Umfang des Materials. Der Prozess gegen den Norditaliener werde im Vatikanstaat geführt, weil er die ihm vorgeworfene Taten als Amtsträger des Heiligen Stuhls begangen habe, so die Mitteilung. Gegen den Geistlichen liegt auch ein Haftbefehl in Kanada vor.

Gerichtssaal im Vatikan
Bild: ©dpa (Archivbild)/L'osservatore Romano

Ein Gerichtssaal im Vatikan.

Bei dem Beschuldigten handelt es sich nach Vatikanangaben um Carlo Alberto Capella, Priester des Erzbistums Mailand und seit 2016 Nuntiaturrat in der Botschaft des Heiligen Stuhls in den USA. Nach Hinweisen aus dem US-Außenministerium Ende August 2017 berief der Vatikan den Mitarbeiter ab; anschließend hielt er sich im Vatikanstaat auf. Im April kam Capella in Untersuchungshaft.

Kinderpornografisches auf Kirchen-PC geladen

Bereits Ende September 2017 hatte die kanadische Justiz Haftbefehl gegen ihn erlassen. Ermittler im Bundesstaat Ontario warfen ihm vor, bei einem Aufenthalt im kanadischen Windsor zu Weihnachten 2016 kinderpornografisches Material über einen kirchlichen Rechner heruntergeladen und weiterverbreitet zu haben. Das kanadische Bistum London bestätigte damals einen entsprechenden Verdacht. (KNA)