Geistliche klagen an: "Sie töten unsere Herde"
Nach der Ermordung von Pater Richmond Nilo haben Kirchenvertreter mit scharfen Worten eine anhaltende Verfolgung der katholischen Kirche auf den Philippinen beklagt und die Regierung kritisiert. "Sie töten unsere Herde. Sie töten uns Hirten. Sie töten unseren Glauben. Sie verfluchen unsere Kirche. Sie töten Gott, wie sie es schon in Golgota getan haben", heißt es in einem Schreiben, das am Montag auf der philippinischen Internetseite rappler.com veröffentlicht wurde. Unterzeichnet wurde die Erklärung vom Erzbischof von Lingayen-Dagupan, Socrates Buenaventura Villegas, vom ernannten Bischof von Bayombong, Jose Elmer Imas Mangalinao, und weiteren Geistlichen.
Geistliche appellieren an Präsident Duterte
In dem Schreiben fordern die Unterzeichner Präsident Rodrigo Duterte auf, "die verbale Verfolgung der katholischen Kirche zu stoppen", weil solche Angriffe zu weiteren Verbrechen gegen Priester ermutigen könnten. Das Verhältnis zwischen der Kirche und Duterte ist seit dessen Amtsantritt vor zwei Jahren angespannt. Die Bischöfe des mehrheitlich katholischen Landes sind ausgesprochene Kritiker der vom Präsidenten betriebenen Wiedereinführung der Todesstrafe und des "Anti-Drogenkriegs" von Duterte, bei dem Schätzungen zufolge bislang mehr als 20.000 Menschen getötet wurden. Duterte seinerseits beschimpfte die Bischöfe in der Vergangenheit wiederholt als "Hurensöhne" und korrupte "Scheinheilige".
Die Geistlichen kündigen nun in ihrem Schreiben für den 18. Juni einen "Tag der Wiedergutmachung" an. An diesem Tag sollen im Erzbistum Lingayen-Dagupan unter anderem ab 18 Uhr für 15 Minuten die Glocken aller Pfarrkirchen läuten, um an Pater Nilo zu erinnern. Außerdem werden alle Gläubigen zu einem Fast- und Gebetstag aufgerufen.
Während des Gottesdienstes niedergeschossen
Nilo war am Sonntagabend am Altar der Kirche von Mayamot während des Gottesdienstes niedergeschossen worden. Er ist der dritte philippinische Priester, der seit Dezember 2017 ermordet wurde. Die Bischofskonferenz der Philippinen hatte sich in einer ersten Reaktion entsetzt gezeigt über den "brutalen Mord". "Wir fordern die Polizei einmal mehr auf, schleunigst zu ermitteln, die Täter dieses abscheulichen Verbrechens zu verfolgen und sie vor Gericht zu bringen", hieß es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung. Darin drückten die Bischöfe auch der Familie von Nilo, seiner Gemeinde und dem Bistum Cabanatuan ihr Beileid aus.
Auf den Philippinen werden immer wieder Geistliche zum Ziel von Gewaltverbrechen. In der vergangenen Woche überlebte der 64-jährige Priester Rey Urmeneta nur knapp ein Attentat. Forderungen nach einer Bewaffnung von Priestern zur Selbstverteidigung hatten Bischöfe in der vergangenen Woche zurückgewiesen. (stz)