Papst: Vom Brief der Dubia-Kardinäle aus Zeitung erfahren
Von dem Brief der vier Kardinäle mit Kritik an seinem Schreiben "Amoris laetitia" hat Papst Franziskus nach eigener Aussage "aus den Zeitungen erfahren". Das sagte er in einem Exklusivinterview der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. "So etwas auf diese Art zu machen, ist, sagen wir, nicht kirchlich. Aber wir alle machen Fehler", so Franziskus.
Im September 2016 hatten die Kardinäle Raymond Burke und Walter Brandmüller sowie die inzwischen gestorbenen Joachim Meisner und Carlo Caffarra einige Passagen des Apostolischen Schreibens "Amoris laetitia" zu Ehe und Familie vom April 2016 kritisiert. In dem Brief äußerten sie eine Reihe von Zweifeln (Dubia) und forderten von Franziskus eine Klarstellung. Nachdem die vier nach eigener Aussage keine Antwort erhielten, entschieden sie sich, den Brief mit ihrer Kritik öffentlich zu machen.
Franziskus bestätigt: Eventuell eines Tages zurücktreten
Die unterschiedlichen Strömungen in der Kirche verglich Franziskus mit einem Fluss und seinen verschiedenen Armen. "Wir müssen respektvoll und tolerant zueinander sein, und solange jemand im Flussbett ist, lasst uns weiter vorangehen", so der Papst. Im Übrigen bete er für seine Kritiker, auch wenn diese manchmal "hässliche Dinge" über ihn sagten.
Franziskus bestätigte in dem Gespräch auch, dass er eventuell wie sein Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) eines Tages aus Gesundheitsgründen zurücktreten könnte. "Im Moment aber denke ich überhaupt nicht an so etwas." Gesundheitlich gehe es ihm gut, so der Papst. Er habe nur Schmerzen in den Beinen, die vom Rücken her stammten.
Was eine mögliche Einigung zwischen dem Vatikan und China angeht, zeigte sich der Papst derweil optimistisch. Zugleich wies er Kritik zurück, der Vatikan könnte dafür romtreue Katholiken an die kommunistische Regierung in Peking verkaufen. "Wir sind an einem guten Punkt", so Franziskus. Wörtlich sagte er: "Zum Timing sagen manche, es sei 'chinesische Zeit'. Ich sage, es ist Gottes Zeit. Lasst uns ruhig voranschreiten." Der Weg einer Aussöhnung mit China bestehe aus drei Wegen: einem offiziellen Dialog, inoffiziellen Kontakten zwischen den normalen Bürgern, "die wir nicht verbrennen wollen", und einem "kulturellen Dialog".
Der Vatikan und China befinden sich in Gesprächen, um eine langjährige Auseinandersetzung über die Ernennung von Bischöfen in China zu lösen. Peking hält dies für eine innere Angelegenheit Chinas. Diese Streitfrage gehört zu den größten Hindernissen für eine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen nach knapp sieben Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft. Eine große Besonderheit des chinesischen Katholizismus ist die Teilung in zwei Gruppierungen: Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in Gemeinschaft mit dem Papst.
"Dialog ist ein Risiko"
Kritiker wie der Kardinal Joseph Zen werfen dem Vatikan vor, dass die Verhandlungen samt Zugeständnissen an China gerade die papsttreue Untergrundkirche gefährden könnten. Zen sprach sogar von einem "Ausverkauf" der katholischen Kirche in China.
Der Papst äußert sich in dem Interview nicht zu Details der Gespräche; der Dialog sei aber der beste Weg. "Dialog ist ein Risiko, doch ich bevorzuge eher das Risiko als jene Art von Niederlage, die entsteht, wenn man keinen Dialog führt", so Franziskus. Die Chinesen verdienten "den Nobelpreis für Geduld", sagte der Papst weiter; "sie verstehen zu warten". Die Chinesen seien ein "sehr weises Volk", vor dem er "großen Respekt" habe. (bod/KNA)