Vor Treffen mit Duterte: Bischöfe zeigen Grenzen auf
Die philippinischen Bischöfe haben zum Gipfeltreffen mit Präsident Rodrigo Duterte an diesem Montag Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit von Kirche und Regierung aufgezeigt. Die Bischofskonferenz werde die "fast alltäglich" gewordenen Morde an Drogenkriminellen, die Massenfestnahmen von "Herumlungerern" und Menschenrechtlern niemals akzeptieren, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Hirtenbrief. Der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Romulo Valles, und Duterte wollen im Präsidentenpalast einen offiziellen Dialog zwischen Kirche und Regierung beginnen.
"Die Kirche respektiert die politische Macht und insbesondere die demokratisch gewählter Regierungsvertreter so lange, wie sie nicht den grundlegenden spirituellen und moralischen Prinzipien widersprechen, die wir hoch schätzen", heißt es dem Brief unter der Überschrift "Jubelt und seid froh". Deutlich weisen die Bischöfe den zuletzt gegen die Kirche erhobenen Vorwurf zurück, Teil eines Komplotts gegen die Regierung zu sein. "Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Es war nie unser Anliegen, ein irdisches Königreich zu errichten", so die Oberhirten. "Weltliche Königreiche kommen und gehen. Wir arbeiten ausschließlich für das Reich Gottes, das nicht von dieser Welt ist."
Bischöfe kontern Dutertes "Gott ist dumm"-Aussage
Zudem betonen sie, mit Blick auf Verwicklungen der Kirche mit dem Regime des früheren philippinischen Diktators Ferdinand Marcos, ihre Lektion gelernt zu haben. "Für die Zeit in unserer Geschichte, in der wir der Versuchung, für eine politische Macht zu arbeiten, nicht widerstehen konnten, können wir uns nur in Scham beugen und sagen: niemals wieder."
Mit einem Zitat aus dem 1. Korintherbrief (1, Vers 25) des Apostels Paulus kontern die Bischöfe Dutertes "Gott ist dumm"-Aussage, die sie als "Blasphemie" bezeichnen. "Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen." Unter Verweis auf die vielen Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben seien, beziehen die Bischöfe Stellung zu den Morden an katholischen Priestern in diesem Jahr. "Wir kämpfen unseren Kampf nicht mit Gewehren und Kugeln." Vielmehr strebe die Kirche in diesen "schweren Zeiten" danach, Friedensbringer zu sein. Seit Dezember vergangenen Jahres wurden auf vier katholische Priester Attentate verübt; drei Geistliche starben dabei.
Seit dem Amtsantritt von Präsident Duterte vor zwei Jahren sind Expertenschätzungen zufolge 25.000 Menschen im "Drogenkrieg" getötet worden. Im Juni hatte Duterte die Polizei angewiesen, die Straßen der Städte von "Herumlungerern" zu säubern. Seitdem wurden mehr als 30.000 meist junge Menschen aus den Armenvierteln festgenommen.
Erst Dialogbereitschaft - dann wieder vorwürfe
Weil die Kirche zu den Kritikern von Dutertes Drogenkrieg gehört, wurde sie in der Vergangenheit mehrfach Opfer verbaler Angriffe durch das Staatsoberhaupt. "Diese Priester sind Hurensöhne", sagte er im Oktober 2016 über die Bischöfe und Priester seines Landes und warf ihnen vor, "Mätressen" zu haben. Später nannte er die Kirche eine "sündige Organisation" und kündigte sogar an, seine eigene "Duterte-Kirche" gründen zu wollen.
Ende Juli versprach der Präsident schließlich, mit der Kirche in den Dialog treten zu wollen. Zwar seien Staat und Kirche getrennt, "aber der Präsident dachte, es sei klug, die Türen für einen Dialog zu öffnen", sagte einer seiner Berater. Der "Friede" währte allerdings nur kurz. Am vergangenen Wochenende provozierte er die Kirche jedoch erneut. Er wolle "sofort zurücktreten", wenn mir die Existenz Gottes bewiesen wird", sagte er in einer Rede zur "Woche der Wissenschaft und Technologie". Den Bischöfen wirft Duterte darin vor, Kirchenspenden zum Unterhalt ihrer "Paläste" zu missbrauchen. (bod/KNA)