Das Geld fließt in Bildungsprojekte von Don Bosco

Lehrerin sammelt eine Million Euro für Ghana

Veröffentlicht am 12.07.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Ehrenamt

Bonn ‐ Eine Million Euro spenden: Was für einen Konzern nicht viel Arbeit bedeuten muss, sieht bei einer Privatperson anders aus. Dorothea Hahn arbeitet inzwischen an der zweiten Million, um Kindern in Ghana zu helfen.

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"Die Lebensfreude der Menschen in Ghana hat mich beeindruckt", sagt Dorothea Hahn. 1996 reiste sie zum ersten Mal in das westafrikanische Land. Die Lebensumstände dort seien teilweise schlechter gewesen, als sie es sich vorgestellt habe. Die positive Einstellung der Menschen habe sie jedoch begeistert. "In Deutschland haben wir vieles im Überfluss und sind oft schlecht gelaunt - das ist dort ganz anders." Inzwischen war sie 64 Mal in Ghana und hat eine hohe Geldsumme für Bildungsprojekte gesammelt: eine Million Euro.

Kaum zurück von ihrem ersten Besuch, motivierte Hahn in Deutschland Freunde, Familie, Kollegen und Schülerinnen, ihre Leidenschaft zu unterstützen. Als Partner suchte Hahn sich die Hilfsorganisation Don Bosco Mondo aus, die Teil des Ordens der Salesianer ist. Sie sei überrascht gewesen, wie viele Personen mitmachen und sich engagieren wollten, sagt die 68-Jährige. "Oft freuen sich Menschen über einen Anlass, kreativ werden zu können." Einige hätten gebastelt, andere Marmelade gekocht oder Kuchen gebacken. Die Waren wurden auf Basaren verkauft und der Erlös gespendet.

In den Schulferien die Entwicklung der Projekte beobachtet

An ihrer Schule, dem Bonner Liebfrauengymnasium, gründete die inzwischen pensionierte Lehrerin für Physik und katholische Religion eine "Eine-Welt-AG", die Spendenprojekte für das afrikanische Land organisierte. In den vergangenen Jahren kamen allein 380.000 Euro über die Schule zusammen. Dazu hätten viele Schülerinnen der Mädchenschule sogar hin und wieder einen Teil des Taschengelds gespendet. "Jede Spende mag klein sein, aber zusammen ist das tragfähig", sagt Hahn.

Über die Jahre baute die Pädagogin so ein Netzwerk an Unterstützern auf. Ihre Schulferien verbrachte sie größtenteils in Ghana und überzeugte sich vor Ort über die Entwicklung der Projekte. Mit den Spenden baute Don Bosco Mondo sieben Schulen und drei Wohnheime. Dazu wurden Bildungseinrichtungen mit Material ausgestattet, Stipendien für mittellose Kinder übernommen und Schulen renoviert.

Die ehemalige Bonner Lehrerin Dorothea Hahn
Bild: ©KNA/Anna Fries

Die ehemalige Bonner Lehrerin Dorothea Hahn begann nach ihrem ersten Ghana-Besuch im Jahr 1996 damit, Geld für Bildungsprojekte in Ghana zu sammeln.

Schwerpunktmäßig investiert Don Bosco Mondo in Ghana nach eigenen Angaben in die Grundschulbildung, die Berufsausbildung und die Förderung von körperlich behinderten Kindern. Die Grundidee: "Wer eine Ausbildung hat, kann sich irgendwann selbst versorgen." Hahn liegt besonders die Bildung von Mädchen am Herzen, wie sie sagt. "Mädchen sind die Mütter der künftigen Generation." Wenn sie positive Erfahrungen mit der Schule machten, schickten sie ihre eigenen Kinder später auch zur Schule, so der Gedanke.

Ein Knackpunkt ist laut Hahn die teure Ausbildung. Erst im vergangenen Jahr habe Ghana das Schulgeld an öffentlichen Schulen abgeschafft. Vorher mussten Schüler pro Jahr rund 300 Euro zahlen. Zusätzliche Leistungen wie die Registrierung, eine Schuluniform und Prüfungsgebühren kosten demnach immer noch extra. Auch wer die Bibliothek oder einen Computer benutzen wolle, müsse dafür bezahlen.

Wegen Prüfungsgebühren verzichten viele auf Schulzeugnis

Manche Kinder hätten eine gute Ausbildung, aber kein Zeugnis, weil sie die Gebühren für die Prüfungen nicht zahlen könnten, erklärt der Geschäftsführer von Don Bosco Mondo, Martin Wilde. Bei der Hilfsorganisation könnten Jugendliche nach der Schule einen Wissenstest machen und so auch ohne offizielles Zeugnis eine Ausbildung beginnen.

Bis heute reist Hahn rund drei Mal pro Jahr in das westafrikanische Land. Sie bleibt zwei bis vier Wochen, steht als Ansprechpartner bereit und besucht Menschen, die mit der Zeit zu Freunden wurden. Es brauche nicht immer viel Geld, sagt sie. Oft könne auch mit wenig Aufwand und kleinen Beträgen etwas verbessert werden.

In den 22 Jahren ihres Engagements hat die Bonnerin viele Menschen von klein auf begleitet und ihr Heranwachsen miterlebt. Ein Mädchen sei verwahrlost, mager und verschreckt mit acht Jahren zu Don Bosco gekommen, erzählt sie. 14 Jahre später sei eine selbstbewusste Frau mit einer guten Ausbildung aus ihr geworden.

Sie wolle ihren Einsatz so lange fortsetzen, wie es gehe, sagt Hahn. Aktuell sei geplant, die Berufsausbildung zu erweitern. Im Herbst fliegt sie zum 65. Mal nach Ghana. "Jetzt kann ich mit der nächsten Million anfangen."

Von Anna Fries (KNA)