Camorra soll Geschäfte mit Pilgerreisen und Hotels machen

Papst-Gesandter warnt: Mafia kontrolliert Medjugorje

Veröffentlicht am 12.07.2018 um 11:47 Uhr – Lesedauer: 
Wallfahrt

Medjugorje/Bonn ‐ Trotz fehlender kirchlicher Anerkennung pilgern jährlich Hunderttausende nach Medjugorje. Das freut anscheinend auch das organisierte Verbrechen: Die Mafia soll im Marienwallfahrtsort ordentlich mitmischen.

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Der päpstliche Sondergesandte für Medjugorje, Erzbischof Henryk Hoser, hat vor dem Eindringen der Mafia in den bosnisch-herzegowinischen Wallfahrtsort gewarnt. "Man muss sich darüber bewusst sein, dass die Mafia wegen des starken Pilgerstroms in Medjugorje eingedrungen ist, unter anderem die Camorra, die mit großen Profiten rechnet", sagte Hoser laut verschiedenen Medienberichten in einer Predigt. Demnach organisiere die neapolitanische Camorra unter anderem Pilgerreisen, kontrolliere Hotels und Souvenirgeschäfte. Wie lokale Medien berichten, habe vor allem der Camorra-Clan Casalesi in Medjugorje großen Einfluss und unterhalte beste Beziehungen zur dortigen organisierten Kriminalität.

Der Marienwallfahrtsort Medjugorje ist kirchlich nicht offiziell anerkannt. Seit 1981 soll es dort immer wieder zu Erscheinungen der Gottesmutter gekommen sein. Die sechs "Seher" hatten nach eigenen Angaben bisher insgesamt rund 42.000 Marienerscheinungen, wobei die "Gospa" (Herrin) ihnen regelmäßig Botschaften mitteile. Jedes Jahr besuchen rund 2,5 Millionen Gläubige aus aller Welt Medjugorje.

Umstrittener Ort

Die angeblichen Marienerscheinungen sind kirchlicherseits umstritten. Auch Papst Franziskus äußerte sich mehrfach skeptisch zum Phänomen Medjugorje und bemerkte zu den regelmäßigen Erscheinungen unter anderem, dass Maria "keine Oberpostbeamtin" sein. Im Februar 2017 hatte der Papst Henryk Hoser zum Sondergesandten für Medjugorje ernannt. Der Warschauer Erzbischof sollte über die Situation der inoffiziellen Wallfahrtsstätte berichten, wobei nicht die Bewertung der Phänomene im Mittelpunkt standen, sondern das geistliche Leben und die Begleitung der Pilger vor Ort.

Die Erscheinungen auf ihre Echtheit zu untersuchen, ist Aufgabe der vatikanischen Glaubenskongregation. Über eine letztliche Anerkennung des Wallfahrtsortes entscheidet der Papst. Zuletzt hatte sich Hoser zuversichtlich geäußert, dass zumindest die ersten Erscheinungen in Medjugorje bald vom Vatikan als authentisch anerkannt werden könnten. (tmg)